Auffangstation

Leben in der Fledermaus-Rettungsstation

Kaija Spruck rettet Fledermäuse und päppelt sie in ihrer Auffangstation auf, bis sie wieder in die Natur zurückkönnen.
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Eine Heldin für Fledermäuse: Kaija betreibt eine Auffangstation für die geheimnisvollen Flugtiere. Erfahre, wie kleine Babys wieder fliegen lernen.

Das Fledermaus-Zimmer ist der dunkelste Raum im Haus. Kaija Spruck geht zu einer Voliere und nimmt vorsichtig ein kleines plüschiges Tier heraus: „Das ist der Gustav.“

Gustavs kaputter Flügel
Jörn von Lutzau
Gustavs kaputter Flügel

Mit geübtem Griff zieht sie vorsichtig den Flügel der Fledermaus auseinander. Die Flughaut hat einen langen Riss. Gustavs Flügel wurde vermutlich durch eine Katze so schwer verletzt.

Zuerst dachte Kaija Gustav wäre eine der Fledermäuse, die für immer in der Auffangstation bleiben und betreut werden müssen, da er so nicht selbst jagen kann und verhungern würde.

Aber der Flügel wächst wieder zusammen.

In ihrem Haus am Waldrand von Marburg betreibt sie eine Fledermaus-Rettungsstation. Und zwar ehrenamtlich, neben dem Job. Rund 50 Tiere päppelt sie pro Jahr auf. Fast alle kommen durch, erzählt sie stolz.

Einblick in die Fledermaus-Rettungsarbeit

Fledermaus-Telefon

Der Naturschutzbund Nabu unterhält ein Fledermaus-Notruftelefon.

030 - 284984 - 5000

Zurzeit leben elf Fledermäuse bei ihr in der Auffangstation. Sie wohnt in der „Alten Zwergenschänke“, einem ehemaligen Gasthaus. Sechs sind noch Babys, vier zieht sie mit der Hand auf. Die jüngeren Tiere sind so klein wie Gummibärchen. Sie müssen alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden. Kaija Spruck verwendet dafür eine Welpen-Aufzuchtmilch. Mit einer Pipette tröpfelt sie einer kleinen Fledermaus die Milch ins Maul.

Jede Fledermaus, die auf dem Boden sitze, brauche Hilfe, erklärt Kaija. Tierärzt:innen und Naturschutzbehörden kennen die Adressen der Fledermaus-Auffangstationen und helfen gerne weiter. Ansonsten gibt es auch noch das Fledermaus-Telefon vom Naturschutzbund Nabu. Dort werden zu den Sprechzeiten alle Fragen rund um Fledermäuse beantwortet.

Fledermausarten in Deutschland

Viele der 25 deutschen Fledermausarten sind bedroht. Dafür gibt es viele Gründe: 

🦇 weniger Insekten, von denen sich Fledermäuse ernähren

🦇 Umweltgifte 

🦇 verlieren Quartiere, wenn Bäume gefällt und alte Gebäude abgerissen werden

🦇 neue Häuser und Straßen stören die Flugrouten

Kirchen sind gute Lebensräume für Fledermäuse

Zwergfledermäuse fressen Mücken, von denen gebe es genug, erklärt Kaija Spruck. Aber Arten, die auf Schmetterlinge spezialisiert sind, haben es schwer. Gustav beispielsweise gehört zu den „Großen Abendseglern“, die in dicken alten Bäumen wohnen, die oft gefällt werden.

Alte Gebäude wie Kirchen sind gute Lebensräume für Fledermäuse. So gibt es beispielsweise in der Martinskirche in Gladenbach seit 1990 eine Kolonie von „Großen Mausohren“. Aktuell sind es etwa 500 Tiere. Pfarrer Matthias Ullrich erzählt: „Ein Problem was wir hatten, war der Fledermauskot, der die Gebäudesubstanz angegriffen hat. Aber da haben wir mit dem Nabu einen guten Kompromiss zwischen Denkmal- und Naturschutz gefunden.“

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Immer am letzten August-Wochenende findet die internationale Fledermausnacht „Batnight“ statt. Die Umweltverbände wollen damit über Fledermäuse informieren. 2024 ist der Termin am 24. und 25. August.

Fledermaus beim snacken
Jörn von Lutzau
Fledermaus beim snacken

Oft kommen Kindergruppen zu Besuch in die Auffangstation nach Marburg. Auf dem Boden steht eine Kiste mit Puzzles und Bilderbüchern, in einer Vitrine liegen Kuscheltiere. Die echten Fledermäuse dürfen die kleinen Besucher aber nicht anfassen, denn die Tiere könnten Krankheiten übertragen. Kaija Spruck ist gegen Tollwut geimpft. „Aber ich fasse die Tiere auch so an, dass sie mich nicht beißen.

Fledermaus-Faszination: Warum die kleinen Jäger so wichtig sind

Fledermäuse sind auch für die Forschung interessant, denn gemessen an ihrem Körpergewicht werden sie sehr alt und bleiben dabei auch im Alter fit. Und das, obwohl einige Arten auf sehr zuckerreiche Nahrung spezialisiert sind. Auch Krankheiten wie Krebs bekommen Fledermäuse zu gut wie nie.

Einen Beitrag zum Erhalt der Fledermäuse leistet Kaija also mit ihrer Auffangstation.

Wer fliegen kann, wird freigelassen.

In einer Außenvoliere bei Kaija lebt auch eine Fledermaus-Mutter mit ihren Zwillingen. Ihr fehlt ein Finger, ohne den sie in der freien Natur verhungern würde. Sie wird in der Zwergenschänke bleiben und dort versorgt werden. Aber ihre Babys sind bald alt genug und können in die freie Natur entlassen werden.

Gemeinsam für Fledermäuse

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