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Psychische Gesundheit

Therapie mit Pferden bei psychischen Krankheiten

Reittherapie
Gundula Stegemann
Der Umgang mit den großen Tieren erfordert Mut - das gibt den Menschen Selbstbewusstsein.

Depressionen und Ängste belasten Menschen extrem. Tiertherapie kann helfen. In Niederselters verbringen deswegen Menschen Zeit mit Pferden.

von Gundula Stegemann

Wie stehst du zu Pferden? Die sind ganz schön riesig, oder? Und auch ein ziemlich teures Hobby. Doch wer sich einmal traut: Es sind ganz wunderbare Tiere. 

Das erlebt auch Zoe. Ihr geht es oft nicht gut. Aber wenn sie im Stall war, hat sich was verändert: „Danach bin ich immer ausgeglichen. Dann geht es mir richtig gut.“ Zoe zeigt über das Gelände mit den Pferdekoppeln, dem Stall, der Reithalle in Niederselters. Sie ist auf dem Jakobshof

Therapie mit Tieren hilft bei psychischen Erkrankungen

Der Umgang mit Tieren hat eine positive Wirkung auf uns alle. Aber „gerade auch auf psychisch belastete Menschen“, sagt Sylvia Schenk. Sie arbeitet im psychosozialen Zentrum des Diakonischen Werks Limburg-Weilburg. Sie begleitet die Frauen aus Limburg zu dem Reiterhof bei der Reittherapeutin Ulrike Schmitz

Zoe ist schon zum vierten Mal dabei. Der Umgang mit den Pferden klappt. Ihr Liebling ist Banjo. Er ist ein Appaloosa-Wallach und hat sie in ihr Herz geschlossen. Die erste Aufgabe: Banjo putzen. Er genießt die Handgriffe von Zoe – ein gutes Gefühl, findet sie. Bisher waren die beiden im Gelände spazieren. Doch dieses Mal geht es in die Reithalle. Reiten.

Telefonische Hilfe bei der Telefonseelsorge

Geht es dir nicht gut oder hast du selbst mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen? Du bist nicht allein. Du erreichst die Telefonseelsorge unter den Nummern 0800-1110111 und 0800-1110222 täglich 24 Stunden. Anonym und kostenlos und auch online.

Immer dabei: Ulrike Schmitz. Sie bietet die tiergestützte Therapie an. Durch den Umgang mit den Pferden können ihre Klient:innen Kraft und Lebensfreude schöpfen. Während der gemeinsamen Zeit auf dem Jakobshof zeigt sie ihr was Banjo allein oder mit Zoe gemeinsam absolvieren soll. Alles klappt. Wie ein eingespieltes Team bewältigen sie die Aufgaben. Und endlich ist es soweit: Zoe fasst Vertrauen. Sie traut sich aufzusteigen und auf Banjo zu reiten.

Tiefe helfen auch Menschen mit Trauma und Gewalterfahrung

Wie heißt das Sprichwort: „Das Glück dieser Erde…“. So nennt auch Sylvia Schenk das Projekt vom psychosozialen Zentrum des Diakonischen Werks Limburg-Weilburg. Fünf Wochen lang hat sie jeden Dienstag jeweils drei bis vier Teilnehmende zum Reiterhof begleitet.

Sie kommen aus den Tagesstätten des Diakonischen Werkes. Das Angebot für psychisch erkrankte Menschen in Limburg berät und begleitet „Menschen, die seit vielen Jahren eine chronische psychische Erkrankung“ haben. Sylvia Schenk erklärt, dass sie „daher nicht mehr oder längerfristig nicht arbeitsfähig“ sind.

Zu den Diagnosen gehören:

  • Angststörungen
  • Depressionen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychosen
  • Zwangserkrankungen

Oft bestehen traumatische Erfahrungen durch Gewalt und Missbrauch, sagt Sylvia Schenk.

Abwärtsspirale psychische Erkrankung

Die Erkrankungen und die damit verbundenen Erfahrungen führen oft zu einem stark herabgesetzten Selbstwertgefühl. Dazu komme meist noch die soziale Isolation, da wenig Geld zur Verfügung stehe. Mit sehr niedrigem Einkommen auf Grund von Erwerbsminderungsrente oder Grundsicherung können die Klient:innen nur wenig am sozialen Leben teilnehmen. Deswegen gibt es bei dem Diakonischen Werk immer wieder themenbezogene Freizeit-Angebote oder Projekte wie die Reittherapie bei Ulrike Schmitz.

Reittherapie
Gundula Stegemann
Sylvia Schenk (links) vom Diakonischen Werk Limburg-Weilburg und Reittherapeutin Ulrike Schmitz

Mutig sein: Wie tierische Therapeuten helfen

Dabei gibt es keinen Leistungsdruck. Niemand muss unbedingt reiten. Das ist gar nicht das Ziel. „Es geht um den Kontakt und den Umgang mit dem Pferd“, erklärt Sylvia Schenk.

Einem Pferd sind der soziale Status und das Aussehen egal.

Sylvia Schenk

Als Fluchttiere sind Pferde sensibel. Obwohl sie auf dich vielleicht riesig scheinen, reagieren sie trotz ihrer Größe auf kleinste Gesten. „Sie spiegeln das Verhalten ihres Gegenübers wider“, sagt Sylvia Schenk. Egal was für ein Mensch vor dem Pferd steht, „es verlangt die volle Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt“. So bleibe den Klient:innen keine Zeit, sich in negativen Gedanken zu verlieren, sondern müssten sich auf das Tier fokussieren.

Reittherapie
Gundula Stegemann
Zoe und Banjo

Der Kontakt zu den Pferden erfordert Mut, aber bringt zugleich eine tiefe innere Zufriedenheit mit sich. Die meisten Klient:innen haben schwere Zeiten durchlebt und hatten kaum Kontakt zu Pferden. Diese Hürde zu überwinden stärkt das Selbstwertgefühl

Hilfe für die Seele

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Das weiche Fell, die weiche Nase spüren. Diese Erfahrungen wirken sich positiv auf das eigene Körpergefühl aus. Das ist wichtig, denn die Teilnehmer:innen beschreiben Probleme „sich selbst zu spüren“.

Gleichzeitig müssen sie sich auf das Pferd und sein Verhalten konzentrieren. Pferde brauchen klare Anweisungen, damit sie entsprechend reagieren. Dann sind die Tiere auch geduldige und liebevolle Begleiter, die trösten und der seelischen Gesundheit helfen.