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Situation in Pflegeheimen während Corona

Klarer Appell: Besuche deine Angehörigen weiterhin

Pflegerin bei einer Frau im Rollstuhl
epd-bild/Nancy Heusel
Pflegerin Antje Bartels im Brigittenstift in Barsinghausen sorgt sich auch während Corona um ältere Menschen.

Pflegeheime sind im Umgang mit Corona inzwischen erprobt. Experten warnen deswegen davor die Angehörigen wieder vereinsamen zu lassen.

Die Infektionszahlen erreichen neue Höchststände. Das Corona-Virus bestimmt auch in diesem Herbst und Winter die Lage in Deutschland. Einen entscheidenden Vorteil zum letzten Jahr gibt es: den Impfstoff. Expertinnen und Experten raten aus diesem Grund, alte und ältere Menschen in Pflege weiterhin zu besuchen. Vernünftiges Handeln ist dabei ausschlaggebend. Ich habe deshalb das Haus Saalburg im Frankfurter Stadtteil Bornheim besucht. 

Besuch in einem Pflegeheim unter Corona-Bedingungen

Betritt man den Eingangsbereich, werde ich den Eindruck nicht los, in der Lobby eines 5-Sterne-Hotels zu stehen. Der freundliche und adrett gekleidete Mann an der Rezeption begrüßt mich professionell. Mit gedämpfter Stimme macht er auf die 3G-Pflicht aufmerksam und bittet mich höflich um einen entsprechenden Nachweis. Ebenfalls bittet er darum, sich mit einer App als Besucher:in anzumelden. Wegen der Nachverfolgungspflicht.

Portraits von Patrick de Paoli und Hannelore Rexroth
Angela Wolf
Patrick de Paoli und Hannelore Rexroth von der Agaplesion Markus Diakonie.

Hannelore Rexroth, die Geschäftsführerin der Agaplesion Markus Diakonie in Frankfurt, empfängt mich im Lesezimmer des Hauses. Sie trägt die Verantwortung für drei vollstationäre Pflegeeinrichtungen des gemeinnützigen Unternehmens. Begleitet wird sie von Patrick de Paoli, dem Pflegedienstleiter im Haus Saalburg.

Corona-Task-Force für Pflegeheime

Beide machen trotz angespannter Pandemielage einen souveränen und geradezu entspannten Eindruck und berichten, dass alle Einrichtungen der Agaplesion Markus Diakonie gut aufgestellt seien. Schon früh haben man eine Task-Force Corona etabliert. Dank des übergeordnet Gesundheitskonzern Agaplesion wurden die Abläufe bald effizient und professionell. Zu keiner Zeit habe es an Materialien zur Umsetzung der notwendigen Hygienekonzepte gefehlt. 

„Zudem“ so Hannelore Rexroth „verschafft uns eine entscheidende Tatsache weniger Grund zur Sorge. Die nämlich, dass jetzt geimpft wird. Das ist der Vorteil zum letzten Herbst und Winter.“

Corona-Impfung für Pflegeheimbewohner und Mitarbeitende

Im Haus Saalburg wird vor Ort geimpft. Entweder durch die niedergelassenen Hausärzte oder durch mobile Impfteams, beispielsweise des Malteser Hilfsdiensts. Das Angebot gilt auch für die Mitarbeitenden der Einrichtung. „Das nimmt vielen eine Barriere.“ erklärt Patrick de Paoli. Die gewohnte Umgebung, ein aufklärendes Gespräch in aller Ruhe. Im Haus Saalburg liegt die Impfquote des Personal bei nahezu 90 Prozent.

Impfquote in Pflegeheimen regional sehr verschieden

„Diese Parameter schwanken regional sehr stark, eine Einrichtung gleicht nicht der anderen.“ Dagmar Jung leitet die Abteilung Gesundheit, Alter, Pflege bei der Diakonie Hessen und würde eine Impfpflicht für jegliches Personal begrüßen, welches mit besonders gefährdeten Gruppen arbeitet. „Pflegepersonal, Hauswirtschafts- und Verwaltungskräfte. Jede und Jeder, der in einer Pflegeeinrichtung Zugang hat, ist mit einer Impfung gut beraten und übernimmt so Verantwortung.“

In Hessens Senioren- und Pflegeheimen gilt 3G+

Die Hessische Landesregierung hat am 19. November neue Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus beschlossen. Diese orientieren sich in ihrem Umfang an der  Hospitalisierungsrate. Der Anzahl von Menschen also, die auf den Intensivstationen im Land und wegen einer Coronaerkrankung behandelt werden müssen. Für die Senioren- und Pflegeheime ergeben sich keine Neuerungen. Es gilt weiterhin 3G+. Der vielfachen Forderung eine Impflicht für bestimmte Berufsgruppen kommt das hessische Kabinett nicht nach.

Patrick de Paoli sieht das Haus Saalburg als „Insel der Sicherheit“. Die verständnis- und respektvolle Atmosphäre im Haus, ein eingespieltes Team, das ausgefeilte Hygienekonzept und der vernünftige Umgang der Angehörigen mit der Gesamtsituation hat die Einrichtung vor weitreichenden Ausbrüchen bewahrt.

Den Opa unter Corona-Bedingungen besuchen

Philipp Kohl lebt in Frankfurt im Haus Saalburg
Angela Wolf
Philipp Kohl lebt in Frankfurt im Haus Saalburg

Das bestätigt auch Philipp Kohl. Der 92-jährige lebt seit fünf Jahren in der Pflegeeinrichtung und weiß sich gut aufgehoben: „Die Pflegerinnen und Pfleger tun ihr Möglichstes, damit es uns gut geht. Das wissen wir Bewohner sehr zu schätzen und zeigen das auch.“

Philipp Kohl hat kein Verständnis den Menschen gegenüber, die sich einer Impfung verweigern, obwohl sie sich impfen lassen könnten. „Mehr als sonst sind wir in dieser Pandemie auf ein Miteinander angewiesen. Egoismus hat da nichts zu suchen.“ Kohl ist bereits geboostert, drei Mal geimpft also. Wie viele seiner Mitbewohner:innen.

Besucht wird er regelmäßig von seinen Kindern und den Enkeln, die aufgrund des jungen Alters noch nicht geimpft werden können. Gemeinsam gehen sie in Bornheim spazieren, meiden so geschlossene Räume. „Das ist der sicherste Weg. Die Hauptsache ist, dass wir uns sehen.“ Philipp Kohl hofft, dass die Pandemie bald unter Kontrolle ist und der Alltag wieder einigermaßen normal verlaufen kann.

Fachleute appellieren: Menschen in Pflege weiterhin besuchen

Der klare Appell der Fachleute an die Angehörigen von Menschen in Pflege ist, sie weiterhin zu besuchen. „Eine Vereinsamung von alten und älteren Menschen, wie wir sie im vergangenen Jahr erlebt haben, können wir guten Gewissens nicht mehr verantworten.“ Patrick de Paoli ruft alle Angehörigen zu einem vernünftigen Handeln auf:

Impfen, testen, Maske, Hände waschen.

Simpel und wirksam.

Aber nicht nur die Angehörigen von besonders gefährdeten alten und älteren Menschen sind zu vernünftigem Verhalten aufgerufen. Impfungen bieten seid jeher einen Herdenschutz. Es geht bei dieser Pandemie dewegen nicht um Partikularinteressen, wie dem Recht auf Unversehrtheit des eigenen Körpers.  Es geht um den Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Es geht um die Kinder, für die es bisher keine Möglichkeit einer Impfung gibt. Und es geht um die Alten und Älteren, deren Immunabwehr mit dem Coronavirus schwer zu kämpfen hat.

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