Serie Mutmacher

Sprachkurs für Menschen aus der Ukraine

Manfred und Gudrun geben ehrenamtlich Deutschkurse.
Ergänzender redaktioneller Inhalt von Youtube

Eigentlich haben wir hier einen tollen Inhalt von Youtube für dich. Wisch über den Slider und lass ihn dir anzeigen (oder verbirg ihn wieder).

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Gudrun und Manfred Eberlein aus Rüsselsheim helfen Geflüchteten aus der Ukraine, Deutsch zu lernen. Was treibt sie an?

Bevor sie anfingen, Geflüchteten aus der Ukraine Deutsch beizubringen, reisten Gudrun und Manfred Eberlein nach China. Aber nur in Gedanken. Das Ehepaar aus Rüsselsheim fragte sich: Welche Worte bräuchten wir, um in dem fremden Land halbwegs klarzukommen? Um einkaufen gehen zu können, für den Arztbesuch.

Einmal pro Woche ist Deutschstunde in Rüsselsheim

Seit Ende April unterrichen die beiden Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des Krieges ihre Heimat verlassen mussten. Einmal in der Woche bringen sie ihnen bei, wie man sich auf Deutsch begrüßt, und dass es hier ‚fünf-und-zwanzig‘ und nicht ‚zwanzig-und-fünf‘ heißt.

Manfred Eberlein unterrichtet Deutsch
Jörn von Lutzau

Die Übungsstunden finden in den Räumen der freikirchlichen Petrusgemeinde in Kelsterbach nahe Frankfurt statt. Dort sind die Eberleins Mitglied.

„Die können wir nicht einfach links liegen lassen“

Vor sieben Jahren haben Gudrun und Manfred Eberlein schon einmal Deutsch unterrichtet: für Syrer, Irakerinnen oder Eritreer. 2015 kamen sie im Zuge der damaligen Fluchtbewegungen nach Deutschland. „Die Leute können wir nicht einfach links liegen lassen“, dachte sich Manfred Eberlein damals wie heute.

Für den Diplom-Kaufmann, 64 Jahre alt und inzwischen Rentner, ist Sprache der wichtigste Bestandteil von Integration. „Und ich bin einfach neugierig. Da kommen so viele großartige Menschen, die will ich kennenlernen.“

Er war die treibende Kraft“, denkt Manfreds Frau Gudrun, 60, an das erste Kursangebot 2015 zurück. Schnell ließ sich die Lehrerin für Biologie, Sport und Kunst vom Enthusiasmus ihres Mannes anstecken.

Aus Sprachkursen entstehen neue Freundschaften

Der Sprachkurs kam gut an. „Mit einigen Schülern von damals sind wir heute gut befreundet“, sagt Manfred Eberlein. Die Ereignisse in der Ukraine seien für ihn ein Déjà-vu gewesen. Schnell war für die Eberleins klar: Wir machen wieder einen Sprachkurs!

Das Ehepaar Eberlein unterrichtet Deutsch in der Petrusgemeinde in Kelsterbach
Jörn von Lutzau

Ukrainische Flüchtlinge bringen meist Schulbildung mit

Zur ersten Stunde kamen acht Menschen, beim zweiten Mal waren es 18, dann 16. „Es sind überwiegend Frauen zwischen 30 und 40“, sagt Manfred Eberlein. Auch eine 14-Jährige sei schon da gewesen, ergänzt seine Frau. Der Unterricht falle leichter als vor sieben Jahren, „damals hatten manche noch nie eine Schule besucht.“ Viele der ukrainischen Geflüchteten könnten zumindest etwas Englisch.

„Sie sind richtig ambitioniert, sie wollen hier etwas lernen“, ist Manfred Eberlein von deren Eifer angetan. Als es im Unterricht um die Zahlen ging, habe jemand nach Kommazahlen gefragt. „Er wollte wissen, wie man das im Supermarkt sagt. Dann habe ich erklärt, dass es nicht ‚zwei Komma 80 Euro‘, sondern ‚zwei Euro 80‘ heißt.“

Deutsch lernen mit Humor

Gelernt wird vor allem mit Arbeitsblättern, die Gudrun entwirft. Was die Eheleute schnell gemerkt haben: Mit Humor funktioniert vieles einfacher. „Als wir uns in der ersten Stunde vorgestellt haben, habe ich zu meiner Frau gesagt: ‚Was, du bist schon 60, so alt?‘ Das hat die Stimmung gleich aufgelockert“, erzählt Manfred Eberlein.

Sprachkurs für Ukrainer:innen in Kelsterbach
Jörn von Lutzau

Er und seine Frau begegnen im Unterricht Menschen, die vor kurzem Krieg erlebt haben. Die möglicherweise den Bruder verloren haben, deren Haus zerbombt wurde. „Einige scheinen vollkommen unbeschwert“, sagt Manfred Eberlein, andere seien hingegen stiller, in sich gekehrt. „Guckt man in ihr Gesicht, sieht man: da ist etwas.“

Aber um darüber zu sprechen ist es noch zu früh, ergänzt seine Frau. Jetzt sei nur der Kurs wichtig. 

Zwei Stunden wohlfühlen, zwei Stunden heile Welt.

Eigenen Mutmacher vorschlagen

Du kennst auch solche Menschen, die immer für andere da sind? Die dir und Menschen in deiner Umgebung so richtig Mut machen? Dann schlag diese Person doch unserer Redaktion als Mutmacher vor. Schreib uns eine Mail an mutmacher(at)indeon.de.

Sie ist mit ihrem Mann oft schon vor Unterrichtsbeginn vor Ort. Falls es Fragen gibt, die über das Deutschlernen hinaus gehen. Den Sprachkurs werden viele wohl bald wechseln. Bei Gudrun und Manfred Eberlein gibt es keine offiziellen Zertifikate.

Integration in Deutschland ist kein Sprint, sondern ein Marathon

Dafür werden andere Themen wichtig: Wie mache ich eine Steuererklärung? Wie melde ich mich für den Führerschein an? Das sei auch 2015 so gewesen. „Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, der Jahre dauern könne, findet Manfred Eberlein.

„Ich habe einfach so viel Mitleid mit der Ukraine“, sagt seine Frau. „Was gibt es Schöneres, als auf diese Weise ganz konkret helfen zu können?“

Auch wenn du etwas tun möchtest, empfiehlt sie: „Versuch es doch mal als Lehrer!

Ja, Deutsch sei eine schwere Sprache, gibt ihr Mann zu. Sie zu lernen aber nicht unmöglich. In der ersten Stunde habe er den Ukrainern und Ukrainerinnen mit einem Augenzwinkern Mut gemacht: „Bei uns kriegen das sogar die kleinen Kinder hin.“

Erzähl die Geschichte weiter - via Social-Media

Dir imponiert die Geschichte von Gudrun und Manfred Eberlein? Dann hilf uns dabei, sie weiter zu verbreiten. Entweder über deine eigenen Social-Media-Kanäle oder bei uns auf: 

Instagram

Facebook

Twitter