Soziales

Tafelleiterin im Gespräch: „Es ist wirklich, wirklich schlimm.“

Charlotte Mattes und Christine Sparr lächeln in die Kamera. Sie sitzen im Podcaststudio.
Christian Spangenberg
Christine Sparr leitet die Tafel Offenbach. Im Podcast spricht sie über die schwierige finanzielle Situation und darüber, warum sie es liebt sich zu engagieren.

Seit über 20 Jahren engagiert sich Christine Sparr für die Tafel. Aus Dankbarkeit – und mit dem Wunsch, Gott etwas zurückzugeben. Ihr Engagement ist geprägt von Herz, Glauben und Menschlichkeit.

Christine trägt ihr Herz auf der Zunge. Mit einer Floskel einzusteigen ist eigentlich nicht meine Art – aber bei dieser engagierten Frau passt es einfach. Die 55-jährige Sozialarbeiterin sagt mit ihrer rauchig-markanten Stimme, was sie denkt. 

Ihr Einsatz für die Tafel Offenbach geht weit über organisatorische Aufgaben hinaus: Mit ihrem großen Netzwerk hilft sie Menschen in Not – ob bei drohender Zwangsräumung oder einfach mit einer Umarmung, die sie selbst in Zeiten der Pandemie nicht verweigerte. Weil sie die Bedürfnisse der Menschen sieht – und ernst nimmt.

Christine hat vor über zwanzig Jahren bei der Tafel Frankfurt angefangen. Damals wollte sie etwas zurückgeben, für Menschen da sein. Sie erzählt, dass sie selbst im Leben gestolpert sei – ohne um Hilfe zu bitten, obwohl sie sie dringend gebraucht hätte. Was genau damals passiert ist, lässt sie offen.

Ihr Engagement beginnt im Frankfurter Bahnhofsviertel, wo sie viel Armut und schwere Drogensucht sieht. Zunächst sortiert sie Lebensmittel, später hilft sie bei der Ausgabe – ist also ganz nah bei den Menschen und ihren Geschichten.

„Menschen, die zur Tafel kommen, haben Hunger – jetzt!“

Etwas, das sie sich schnell abgewöhnt, ist, vor der Kundschaft zu essen. Denn, sagt sie, man wisse ja nie, wie leer der Bauch derer sei, die für die Lebensmittel der Tafel anstehen.

So kannst du die Tafel Offenbach unterstützen

  • Fahrerin oder Fahrer werden IMMER gesucht
  • Du kannst einkaufen gehen, zum Beispiel Obst und Gemüse, und dann vorbeibringen
  • Benzingutscheine

Geld spenden

Christine versorgt mit der Tafel Offenbach rund 1.800 Haushalte – und es werden immer mehr. Besonders Seniorinnen und Senioren kämen zunehmend hinzu, betont sie. 

Gleichzeitig wird das Geld knapp: Viele Tafeln müssen inzwischen auf ihre Rücklagen zurückgreifen. Einer der Gründe ist, dass Supermärkte besser planen und selbst Rabattaktionen anbieten – etwa für Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft.

Armut ist weilblich und Menschen schämen sich zur Tafel zu gehen

Christine Sparr lächelt in die Kamera.
Christian Spangenberg
Ehrenamtliche müssen „vor allem schleppen können“.

Christine macht deutlich: „Armut ist weiblich!“ An die Tafel Offenbach kommen rund 70 Prozent Frauen, betont die Leiterin. Viele von ihnen leben getrennt, sind alleinerziehend oder haben ihren (Ehe-)Mann früh verloren. In den meisten Fällen war er der Hauptverdiener – und das Geld ist nun extrem knapp.

Außerdem spielt Scham eine große Rolle. Kundinnen und Kunden kommen extra aus anderen Stadtteilen, um nicht erkannt zu werden. 

Wie gefällt dir die Folge mit Christine? Wir freuen uns, wenn du uns schreibst. Entweder eine Mail direkt an mich, Charlotte. Oder hier:

Instagram

Facebook 

 

 

Da Christine das weiß und ein großes Herz für Kinder hat, legt sie die Ausgabezeiten bewusst sehr früh. So begegnet kein Schulkind einem anderen oder dessen Elternteil auf dem Schulweg, erklärt Christine. 

Sie freut sich über Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, insbesondere Fahrerinnen und Fahren werden immer gesucht.  

Aber Christine betont immer wieder: „Man muss Menschen lieben, wenn man uns ehrenamtlich helfen möchte.“