Markus C. Müller war Europa-Chef von Blackberry. Flüge, Meetings, Entscheidungen im Minutentakt – bis ein unscheinbarer Moment am Flughafen alles verändert. In einer Buchhandlung greift er zu „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ von Bronnie Ware. Sie war eine Krankenschwester, die viele Menschen in ihren letzten Tagen begleitet hat.
Anstatt sofort einen neuen Karriereplan zu schmieden, fliegt er zu einem Freund nach Thailand. Sechs Wochen verbringt er dort – in der Hängematte, mit Kaffee und Büchern. „Es hat so lange gedauert, bis mein Adrenalinspiegel wieder auf ein gesundes Maß runter war.“
„Ich hatte das Vertrauen, dass da noch etwas kommt, das mich emotional und geistig packt“, sagt er. Markus will etwas, das ihm Lebensqualität schenkt. Fast dreieinhalb Jahre dauert die Suche.
Dann stößt der 51-Jährige in einer Zeitung auf die Geschichte über einen Sterbebegleiter, „Dieser Artikel hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich habe eine Stunde Rotz und Wasser geheult.“
Heute prüft Markus viel stärker, warum er Dinge tut – und lässt manches bewusst weg. Die Begegnungen am Lebensende inspirieren ihn auch beruflich: „Mich treibt die Frage um, wie wir mit älteren Menschen umgehen.“ Er stellt die Frage: „Schieben wir sie an den Rand oder integrieren wir sie in die Gemeinschaft? Von ihnen können wir unglaublich viel lernen.“
2019 gründet Markus NUI Care. Sein Ziel: pflegende Angehörige mit einer App unterstützen und ihnen Orientierung im oft unübersichtlichen „Pflege-Dschungel“ geben.
Sein Leitsatz: „Erst sind wir gepflegt worden, jetzt pflegen wir.“
Für Markus ist Pflege kein reines Geschäft, sondern eine globale, gesellschaftliche und persönliche Herausforderung.
Seine Erfahrungen verarbeitet Markus in seinem Buch „Im Angesicht des Lebens“. Darin ruft er dazu auf, nicht erst angesichts des Todes innezuhalten: „Viele denken erst über ihr Leben nach, wenn es fast vorbei ist.“
„Aber dann bleibt oft nur noch das Bereuen“, sagt er. Deswegen hat er einen klaren Appell an dich: „Ziehe diesen Moment vor – und frage dich jetzt: Was ist mir wirklich wichtig?“