Am Nachmittag, auf dem Festivalgelände, halte ich mein Taschentuch in der Hand – Mülleimer? Fehlanzeige. Erst zwischen Foodtrucks und Menschenmassen finde ich endlich einen.
Ich bestelle Pasta: immerhin Mehrweggeschirr. Während ich esse, schaue ich zu den Flaschenauffüllstationen, wo ununterbrochen Wasser in den Boden sickert. Überall liegen Serviettenfetzen, Becher und Zigarettenstummel im Gras.
Ich frage mich: Muss das so sein? Kann Feiern nicht auch nachhaltig funktionieren?
Zehntausende Menschen, Musik rund um die Uhr – Festivals sind Ausnahmezustände. Für uns schön, für die Umwelt anstrengend. Der CO₂-Fußabdruck ist enorm.
Allein die An- und Abreise macht laut dem „A Greener Future“-Bericht bei solchen Großveranstaltungen rund 41 Prozent der CO2-Emissionen aus. Lebensmittel und Getränke sind mit über einem Drittel die zweitgrößte Quelle. Hinzu kommen Müllberge, hoher Energieverbrauch – oft gedeckt durch Dieselgeneratoren – belastete Böden und Schäden an lokalen Ökosystemen etwa durch Lärm und Beleuchtung.
👉 Einige Festivals setzen längst Gegenakzente. Eins davon ist das Tollwood in München. Seit 1988 sind ökologische Maßnahmen Teil des Konzepts:
Die Veranstalter*innen streben ein ganzheitliches Konzept an: ökologisch und sozial. Ein Großteil der Veranstaltungen ist kostenfrei, viele Angebote sind inklusiv oder barrierefrei. Langjährige Partnerschaften mit Gastronom*innen und Kunstschaffenden sichern faire Bedingungen und gemeinsame Entwicklungen.
Die Müllvermeidung beginnt bei Mehrwegkonzepten und endet bei einem eigenen Wertstoffhof. „Unser Verantwortlicher für die Reinigung auf dem Festival nimmt das sehr ernst, er möchte seinen Enkel*innen die Welt hinterlassen, die dann auch für sie lebenswert ist“, sagt Stefanie Kneer.
Die Sprecherin des Festivals erklärt: Entscheidend sei nachhaltiges Verhalten ohne Zwang, moralischen Druck und erhobenen Zeigefinger. Servietten gibt’s nur auf Nachfrage. Der Bike-Check ist kostenlos. Vieles passiert beiläufig.