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Rechtsextremer Terror

Hanau: Erinnerung an Anschlag ist sehr präsent

Demonstration in Hanau vor dem vierten Jahrestag der rassistischen Anschläge
Julian Held
Demonstration in Hanau vor dem vierten Jahrestag der rassistischen Anschläge

Vier Jahre nach dem rassistischen Anschlag ist die Erinnerung in Hanau sehr präsent. Nun soll Diskriminierung stärker bekämpft werden.

von Jens Bayer-Gimm

„Die Erinnerung ist in der Stadt sehr präsent“, sagt Andreas Jäger, Amtsleiter für Sozialen Zusammenhalt und Sport in Hanau und ehemaliger Opferbeauftragter. Am 19. Februar 2024 ist es vier Jahre her, dass ein Hanauer in seiner Heimatstadt neun Menschen mit Einwanderungsgeschichte, seine Mutter und sich selbst tötete.

Die Erinnerung wühlt die Menschen auf.

Andreas Jäger

Der vierte Jahrestag ist in Absprache mit den Angehörigen der Opfer still mit einem Innehalten begangen worden. Politische Reden wurden zwei Tage zuvor gehalten auf der Demonstration, zu der die Initiative 19. Februar Hanau aufgerufen hat.

Hanau: Kraft ziehen aus der Aufarbeitung

Die Angehörigen, die ein Familienmitglied verloren haben, kämen unterschiedlich mit der Situation zurecht, berichtete Jäger. Er erzählt, dass er regelmäßig mit mehreren Angehörigen pro Woche spricht. Manche hätten Kraft aus der Aufarbeitung gezogen. Cetin Gültekin und Said Etris Hashemi, die jeweils einen Bruder verloren haben, hätten Bücher geschrieben und im Vorfeld des Jahrestags öffentlich vorgestellt.

Serpil Temiz Unvar haben nach der Ermordung ihres Sohnes Ferhat die Bildungsinitiative Ferhat Unvar gegründet, die sich gegen Diskriminierung und Rassismus engagiert und bereits ausgezeichnet wurde. Andere brauchten mehr Zeit zur Verarbeitung.

Familien spüren, dass sie nicht vergessen werden

Viele Familien seien infolge der Morde arbeitslos geworden und würden vom hessischen Opferfonds unterstützt, erläuterte Jäger. Auch die Stadt helfe, etwa wenn es um Rentenausfälle gehe. Das Gedenken der Anschlagsopfer an dem Jahrestag tue den Angehörigen gut. Sie spürten, dass sie nicht vergessen seien. Auch fänden sie wichtig, dass die Gesellschaft sich vor Augen halte, wohin Rassismus führen könne:

Rassismus tötet.

Die Stadt habe den Schluss gezogen, dass es wichtig sei, Menschen zusammenzubringen und in ein Gespräch miteinander zu bringen. „Die Menschen müssen in einen Dialog kommen“, unterstrich Jäger. Dann würden auch Vorurteile beiseite geräumt.

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Zentrum für Demokratie und Vielfalt soll Diskriminierung bekämpfen

Um diesem Anliegen eine Struktur zu geben, hat die Stadt Hanau nach den Worten des Amtsleiters vor über zwei Jahren das Zentrum für Demokratie und Vielfalt gegründet. Das vorläufig noch in einem Provisorium untergebrachte Zentrum solle Raum für Begegnungen bieten sowie Projekte zur Bekämpfung von Diskriminierungen und Förderung der Demokratie unterstützen, erläutert Jäger. Ein Masterplan sehe eine breite Beteiligung der Bürgerschaft und der Angehörigen der Anschlagsopfer vor.

 „Wir dürfen nicht in Kästen denken“, sagt Jäger, so sollten etwa Senioren und Jugendliche zusammentreffen. Mit dem Umbau des künftigen Domizils am Kanaltorplatz, einer ehemaligen Bankfiliale, soll im Frühjahr 2025 begonnen werden, die Fertigstellung ist für Ende 2026 geplant.