Gesellschaft

Eintracht Frankfurt: Im Stadion fühlen sich alle gleich

Eintracht-Fanclub im Pflegeheim
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Wie Bewohner*innen des Hufeland-Hauses mit ihrem Fanclub Eintracht Frankfurt hautnah erleben.

Wenn Eintracht Frankfurt im Stadion spielt, sind auch sie dabei: Bewohner*innen des Hufeland-Hauses in Frankfurt. Mit Rollstuhl, Pfleger*innen und einer Menge Herzblut sitzen sie mittendrin. „Die halbe Stadt ist hier, da gehören auch die Bewohner des Hufeland-Hauses dazu“, sagt Geschäftsführer Markus Förner.

Fußball schafft Gemeinschaft

Jörg Strotkamp kennt die Atmosphäre seit Jahrzehnten. Der 57-Jährige ist Eintracht-Fan durch und durch. Seit einer Muskelerkrankung lebt er im Hufeland-Haus und kommt im Rollstuhl ins Stadion. „Für mich ist es ein großes Glück, dass es hier im Haus den Eintracht-Fan-Club gibt“, erzählt er. Denn mit dem Fanclub sind Pflege und Begleitung auch beim Ausflug gesichert.

Seit 20 Jahren gibt es den EFC im Hufeland-Haus. Er entstand, als für die „Junge Pflege“ Freizeitangebote gesucht wurden – und Eintracht-Karten damals nur an Fanclubs gingen. Seitdem sind die Stadionbesuche fester Bestandteil des Lebens in der Einrichtung.

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Markus Förner betont, dass solche Momente vor allem eines sind: Ein Stück 

  • Normalität
  • Inklusion
  • Gleichwertigkeit

Im Stadion verschwinde das Gefälle, das im Alltag durch den ständigen Bedarf an Hilfe entsteht: „Beim gemeinsamen Fußballschauen reihen sich alle in die Schar der 80 Millionen Fußballtrainer in Deutschland ein.“

Leidenschaft für Sport verbindet alle miteinander

Dass Fußballleidenschaft keine Altersgrenze kennt, zeigt eine über 90-jährige Bewohnerin. Der Gästeblock liegt direkt neben der Rolli-Zone. Als gegnerische Fans einmal beleidigend wurden, stemmte sie sich aus dem Rollstuhl und schüttelte wütend die Faust in Richtung Gästeblock.

Die Stadionausflüge organisiert Florian Bär von der Sozialen Betreuung. Acht Bewohner*innen können jeweils mitfahren, dazu kommen ebenso viele Begleitpersonen. Rund 30 Eintracht-Fans gibt es unter den 190 Bewohnerinnen – die Karten sind jedes Mal schnell vergeben.

Tobias Kraft und seine Mutter auf dem Weg zum Eintrach-Stadion
Christian Spangenberg
Tobias Kraft und seine Mutter auf dem Weg zum Eintrach-Stadion

Auch Ilka Müller war bei dem Spiel gegen Werder-Bremen dabei, gemeinsam mit ihrem Sohn Tobias Kraft. „Für mich ist das ein ganz tolles Erlebnis“, sagt sie. Tobias, der nach einem Aneurysma im Hufeland-Haus lebt, findet: Fußball muss man live sehen – Fernsehen sei langweilig. Und Frankfurt sei „halt nicht der FC-Hollywood“.

Inklusion in deutschen Stadien

Dass Menschen mit Behinderung im Stadion dabei sind, ist kein Einzelfall. Die Bundesbehindertenfan-Arbeitsgemeinschaft (BBAG) begleitet Clubs seit 25 Jahren. 

Inzwischen gebe es in allen Stadien der ersten und zweiten Bundesliga Plätze für Rollstuhlfahrer*innen sowie für gehörlose und sehbehinderte Menschen, so Vorsitzender Alexander Friebel. Die Zahlen unterscheiden sich stark: In Dortmund gibt es bei 82.000 Plätzen nur 72 für Rollstuhlfahrerinnen, in München 300 von 75.000 – und in Frankfurt immerhin 187 bei insgesamt 59.500 Plätzen.

Die Rolli-Fan-Plätze im Stadion von Eintracht Frankfurt
Christian Spangenberg
Die Rolli-Fan-Plätze im Stadion von Eintracht Frankfurt

Ein glücklicher Fanclub

Nach dem Spiel verlässt Jörg Strotkamp singend das Stadion. Ein klarer Sieg für seine Eintracht – und ein noch größerer für das Gefühl, mitten im Leben zu stehen.