Anzeige
Anzeige
Kirche will langsamer fahren

Tempolimit für den Klimaschutz

Tempolimit Pro und Contra
indeon
PRO CONTRA

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ein Tempolimit für ihre Bediensteten beschlossen. In unserem Pro & Contra diskutieren wir die Argumente.

Die EKD unterstützt ein allgemeines Tempolimit auf deutschen Straßen: Maximal Tempo 120 fordert die Synode der Kirche. Zugleich soll bei Fahrten im kirchlichen Kontext Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen eingehalten werden. Weltfremd findet das unser Chefredakteur Andreas, unsere Redakeurin Charlotte hält dagegen.

Andreas: Ein Tempolimit bei der Kirche ist weltfremd!

Andreas Fauth
Christoph Boeckheler

Wer im Auftrag des Herrn unterwegs ist, ist in Zukunft langsamer unterwegs. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ein Tempolimit für Dienstfahrten beschlossen: Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen. Okay, dass Kirche gelegentlich langsamer unterwegs ist, wissen wir ja – aber jetzt auch bei Dienstfahrten?

Natürlich geht es darum, das Klima zu retten: „Wir sind Lobby für die Schöpfung“ hieß es auf der Synode der Evangelischen Kirche – nicht nur reden, sondern handeln war das Motto. Weltfremd empfinde ich das, niemand kann ein Tempolimit kontrollieren, wie schnell Pfarrerinnen und Mitarbeiter der Kirche bei Dienstfahrten wirklich unterwegs sind. Oder kommt jetzt der Fahrtenschreiber für Dienstfahrten?

Ein Tempolimit lenkt von den wirklichen Problemen ab

Die Klimakatastrophe ist das wohl größte Problem der Menschheit und zugleich Herausforderung an uns alle. Es braucht technische Innovation, energetischen Fortschritt – ein Tempolimit verordnet von der Kirche kommt moralinsauer daher, es bremst und lenkt von den wirklichen Problemen ab. Herausforderung der Gegenwart ist es, alle Menschen von der Bewahrung der Schöpfung zu überzeugen. Das gelingt aber nur mit klugen Argumenten und nicht mit Verordnungen oder Verboten.

Wir müssen überzeugen und nicht verordnen.

Ein Tempolimit ist Sache der Verkehrspolitik, denn welcher Christenmensch lässt sich schon von einer Synode vorschreiben, wie er zukünftig Autofahren soll? Wenn sich die Evangelische Kirche immer noch als Volkskirche versteht, muss sie zur Kenntnis nehmen, dass es in ihr durchaus gespaltene Meinungen zu einem Tempolimit gibt. Mit moralischen Apellen – und mehr ist das Tempolimit für Dienstfahrten auch nicht – stößt die Kirche vielen nur vor den Kopf und überzeugt sie nicht.

Intelligente Lösungen und kein Tempolimit

Für die Zukunft benötigen wir sowieso einen intelligenten Mix aus ÖPNV, vielleicht Car-Sharing und Autos, die nicht auf Diesel oder Benzin angewiesen sind. Schnell fahren können die Deutschen sowieso nur auf rund einem Drittel der Autobahnen. Viel besser sind intelligente Systeme, die den Verkehr lenken und Staus reduzieren. Dem Klima ist vor allem dann gedient, wenn wir weniger Auto fahren, das schont die Umwelt.

Hier wünschte ich mir übrigens Impulse von der Evangelischen Kirche: Flächendeckende ÖPNV-Tickets oder großzügig bezuschusste Job-Tickets für alle Bediensteten, denn diese Tickets würden die Dienstfahrten und auch die privaten Reisen deutlich klimafreundlicher machen. Zugleich muss sich die Kirche von energetisch schlecht aufgestellten Gemeindehäusern und Kirchen der 60er und 70er Jahre trennen. Die Zahl der Kirchenmitglieder schrumpft sowieso – und sie wird es auch weiter tun, wenn die Synode nur den moralischen Zeigefinger erhebt und nicht alle Kirchenmitglieder mitnimmt.

Charlotte: Kirche setzt Zeichen für die Schöpfung!

Charlotte Mattes
Christoph Boeckheler

Das ist ein wichtiges Signal der Evangelischen Kirche in Deutschland. So hat es sich für mich angefühlt, als ich den Beschluss der EKD Synode zum Tempolimit für Autobahnen gelesen habe.

Denn ein Tempolimit kann Leben retten, die Zahl an Verkehrstoten verringern. Da muss die Evangelische Kirche doch dahinter stehen, also hinter der Forderung einiger aus der Politik ein einheitliches Tempolimit für Autobahnen einzuführen.

Das ist ein wichtiges Signal!

Kirche geht als Klima-Vorreiterin voran

Sehr schlüssig und folgerichtig sehe ich den Beschluss, dass bei Fahrten im kirchlichen Kontext ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen eingehalten werden soll. So geht die EKD dann als Vorreiterin und Vorbild voran. Wichtig wäre hierbei nur, dass kirchliche Mitarbeitende wirklich nicht rasen.

Außerdem kommt die EKD so der Forderung der deutschen Umwelthilfe nach. Die fordert genau diese zwei Limits, um so viele Tonnen an CO2 einzusparen. Dem Klima dient ein Tempolimit also auch.

Bewahrung der Schöpfung ist Aufgabe der Kirche

Die EKD-Rastvorsitzende Annette Kurschus warnte davor, dass die evangelische Kirche „zu sehr mit einem moralischen Ton“ auftritt und das sie Selbstverpflichtung für Dienstfahrten betont werden solle. Das finde ich schade. Denn manchmal ist es Aufgabe der Kirche, im Namen der Schöpfung, den Zeigefinger ganz deutlich auf etwas zu zeigen, das verändert werden muss.

Schreib uns deine Meinung! 💭

Wie findest du den Beschluss der EKD-Synode zum Tempolimit? Weltfremd oder ein wichtiges Signal? Schreib uns. Entweder per E-Mail 📧 oder über unsere Social-Media-Kanäle auf

Instagram,

Facebook oder

Twitter.