Es ist leiser geworden im Twitter-Universum: Das soziale Netzwerk hat den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump ausgesperrt. Auch Facebook und viele weitere Netzwerke wollen Trump keine Plattform mehr bieten.
Gut so, möchte man meinen, das hat lange genug gedauert: Schließlich spaltet er mit seinen Tweets die Gesellschaft und säht Hass. Du sollst nicht lügen, das ist Teil eines christlichen Menschenbilds und das lernen schon die Kinder im Kindergottesdienst. Trump war das wohl egal.
Die Freiheit, seine Meinung zu sagen, ist ein Grundrecht.
Weltweiter Protest erhebt sich nun gegen die Digitalkonzerne Twitter und Facebook, von Bundeskanzlerin Merkel bis zum russischen Oppositionellen Nawalny – und der kennt sich aus mit Sanktionen und eingeschränkter Meinungsfreiheit.
Первый эфир в 2021 на нашем канале — это новый выпуск программы «Милов по вторникам».
— Навальный LIVE (@navalnylive) January 12, 2021
Страсти вокруг «Спутника V» и угроза реального срока для Навального, штурм Капитолия и скандальная блокировка Трампа, биткоин и планы на грядущий год — смотрите в 19:00: https://t.co/ybpqthSAUHpic.twitter.com/jToqG1LYma
Frei übersetzt heißt es im Tweet: In der ersten Sendung im Jahr 2021 von „Milov am Dienstag“ geht es um den Impfstoff Sputnik V, die Gefahren für Navalny, die Erstürmung des Kapitols und die skandalöse Blockierung von Trump, Bitcoin und den Plänen für das kommende Jahr.
Die Freiheit, seine Meinung zu sagen, ist ein Grundrecht. Hart erkämpft und ebenso ein Teil des christlichen Menschenbilds. Klar, die Tweets von Trump waren – höflich formuliert – von sehr unterschiedlicher Qualität. Kritisieren, kommentieren, auch korrigieren, Tweets mit redaktionellen Warnhinweisen versehen – alles okay.
Wer aber pauschal den Mund verbietet, betreibt letztlich Zensur. Auf den ersten Blick wollen die Digitalkonzerne mit ihrer Sperre die Demokratie retten, bei genauem Hinsehen retten sie schlicht ihr Geschäftsmodell.
Gut zwei Milliarden Menschen sind täglich in den Diensten von Twitter, Facebook und Instagram unterwegs, damit erreichen die Digitalkonzerne mehr Menschen als jedes journalistische Medium – quasi ein Meinungsmonopol. Zum Sperren eines Profils reicht ein Häkchen im System.
Der pluralistische Streit um Meinungen gehört aber für das demokratische Prinzip zur guten Gesundheit – wer relevante Accounts sperrt, schadet der Meinungsfreiheit und läuft Gefahr, die Demokratie zum Patienten zu machen. So handeln sonst nur autoritär geführte Regime.
Unser kritischer Blick aufs Silicon Valley: Die Digitalkonzerne besitzen nicht nur unsere privaten Daten, sie verfügen damit auch über politische Macht. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut – keine Regierung dieser Welt, kein Digitalkonzern im Netz darf sie uns nehmen. Es geht also nicht allein um Trump. Es geht um unsere digitale Redefreiheit!
Twitter und Facebook sperren Trump-Profile: Dürfen Konzerne solche Macht ausüben?