Frau Lohmeyer, was ist passiert, seitdem Sie und Ihr Mann 2004 nach Jamel gezogen sind?
Birgit Lohmeyer: Schon zu dem Zeitpunkt lebte dort einer der rechtsextremen Akteure. Dieser hatte angefangen, seine Gesinnungsgenossen und deren Familien ganz gezielt anzusiedeln. Leerstehende Häuser wurden nach dem Verkauf von rechtsextremen Familien übernommen, sodass wir hier zurzeit eine Bewohnerschaft von mindestens 95 Prozent bekennenden Rechtsextremen haben.
Wie blicken Sie auf die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus?
Birgit Lohmeyer: Ich freue mich massiv darüber, dass anscheinend die bisher schlafende Mitte der Gesellschaft aufgewacht ist. Ich denke, zu viele Menschen haben das Thema Bedrohung von Rechts bisher entweder gar nicht gesehen oder sie haben sich gesagt‚ „da sollen sich mal andere drum kümmern“. Die Politiker zum Beispiel.
Aber es ist mitnichten so. Wir alle, wir Bundesdeutschen, Einwohner, Bürger und Bürgerinnen müssen jeden Tag aufs Neue unser Gesellschaftssystem gegen diese Menschenfeinde verteidigen.
Und: wir merken jetzt schon, wie nervös die rechte Szene wird.
Rechte Szene reagiert auf Bürgerproteste und Razzien
Auch in ihrem Ort Jamel?
Birgit Lohmeyer: Die Dorfbewohner hier gehen zurzeit sehr unauffällig durchs Leben. Das ist aber vor allem dem geschuldet, dass es Ende vergangenen Jahres in ganz Deutschland große Hammerskins-Razzien gab. Eine dieser Razzien hat hier in Jamel stattgefunden.
Bei dem hiesigen Nazi-Anführer wurde eine Hausdurchsuchung gemacht und sehr viel Material mitgenommen. Dieser Mensch ist seit der letzten Kommunalwahl leider mit einem Sitz in unserer Gemeindevertretung vertreten. Im Moment gibt er den Anschein des braven Bürgers. Aber die Hammerskins sind ein sehr machtvolles, internationales Organ der rechtsextremen Szene. Deshalb weiß man auch, was man davon zu halten hat, dass der Mann jetzt den Wolf im Schafspelz mimt.
Jamel rockt den Förster 2024: Festival in Gefahr
Trotzdem wird zurzeit gegen uns agitiert. Wir haben massive Schwierigkeiten mit der Gemeindevertretung. Wir brauchen dringend Wiesen rund um unser Festivalgelände und die will man uns im Moment nicht geben.