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Sich selbst verbessern

Selbstoptimierung ist eine christlicher Tradition

Stress dank Selbstoptimierung
gettyimages/PeopleImages

Selbstzweifel sind normal und wenn ich mich verändere, kann ich damit die Welt verändern? Ein Beispiel hierfür ist Martin Luther.

Stell dir vor, du hast eine Höllenangst davor zu scheitern. Nicht nur in diesem Leben, sondern auch im Leben danach. Als Martin Luther ein junger Mann war, fürchtete er sich davor, wie er nach dem Tod vor Gott Gnade finden kann. Dabei ging er ziemlich harsch mit sich selbst ins Gericht.

Alles, was ich tue, tue ich doch nur aus Eigennutz.

Martin Luther

Ständig zog er erbarmungslos Bilanz und analysierte sich selbst: „Alles, was ich tue, und seien es noch so fromme, gute Werke, tue ich doch nur aus Eigennutz.“ Egal ob er zur Beichte ging oder „Buße“ tat, er war sich sicher, dass seine Reue wertlos sei, „wenn ich sie nur aus Furcht vor Gottes Strafe zeige“. Sein Ziel: „Ich will Gott zeigen: Schau, was ich Gutes tue.“

Der Ablasshandel: Ist Seelenheil käuflich?

Deswegen ist Martin Luther Mönch geworden und sucht als Bibelprofessor eine Antwort auf seine Frage: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Die Kirche damals empfahl Ablassbriefe. Das war so ein gutes Geschäft, dass man sogar Ablassbriefe für bereits verstorbene Angehörige erwerben kann.

Die Kirche verkauft das Versprechen auf Seelenheil und finanziert mit dem Geld zum Beispiel den Bau des Petersdoms in Rom. Seelenheil soll man also kaufen können? Martin Luther hat lange damit gerungen und in der Bibel geforscht: Was rettet wirklich aus Verzweiflung? Was ist Buße eigentlich?

Doch was steht eigentlich in den 95 Thesen?

„Lug und Trug predigen diejenigen, die sagen, die Seele erhebe sich aus dem Fegfeuer, sobald die Münze klingelnd in den Kasten fällt“, schreibt Martin Luther in den Thesen. „Zu glauben, die päpstlichen Ablässe seien derart, dass sie einen Menschen absolvieren könnten, selbst wenn er – gesetzt den unmöglichen Fall – die Gottesgebärerin vergewaltigt hätte, das ist verrückt.“

Das Christentum ist reif für eine Veränderung

Im Jahr 1517 ist die Zeit reif. Martin Luther schreibt seine 95 Thesen. Sie verbreiten sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land und machen den 34-Jährigen über Nacht berühmt.

Luther kritisiert nicht nur die Buße, sondern bietet Alternativen

In den 95 Thesen kritisiert Martin Luther nicht nur die Ablass-Praxis scharf. Er beschreibt auch, was gegen Verzweiflung und Angst hilft, was wirklich selig macht. Für ihn ist klar: „Ich kann noch so sehr versuchen, ein guter Mensch zu sein. Ich werde immer wieder daran scheitern.“ Jahrelang ist er darüber verzweifelt. Bis er entdeckt: „Ich kann mich selber nicht erlösen.“

Nicht sein eigenes Tun macht ihn selig, sondern was Gott für ihn „Gutes tut“. Und damit kritisiert er die Praktiken der Buße: „Wozu noch büßen, wenn wir uns doch nicht selber befreien können?“ In der ersten These schreibt Martin Luther: „Christus will, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei.“

Büßen heißt verändern

Buße besteht für Luther aus zwei Schritten:

  • Der erste Schritt ist die Reue darüber, was ich getan habe, zu welchen Gedanken, Gefühlen und zu welchem Verhalten ich fähig bin. Luther nennt die Buße ein Zwiegespräch des Gewissens mit Christus im stillen Kämmerlein.
  • Der zweite Schritt: das Vertrauen darauf, dass Gott mich freundlich aufnimmt und bedingungslos liebt. Für Luther führt Buße zu einem „fröhlichen, friedlichen Herz“.

Wir können uns und unser Verhalten zum Besseren verändern.

Buße kommt von Besserung. Sie setzt voraus: Wir können uns und unser Verhalten zum Besseren verändern. Mehr Sport machen. Weniger Fleisch, mehr Gemüse essen. Bevor ich aus der Haut fahre, tief durchatmen.

Zur Zeit Luthers hieß das: bete, faste, gib Almosen, geh ins Kloster. Das hat Luther alles gemacht. Er hat dabei aber gemerkt: Das hilft ihm alles nichts, wenn er nicht annimmt: Ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin. Luther hält fest: Ein Mensch kann sich bessern, wenn er sein Verhalten ändert.

Buß- und Bettag - ein Gespräch mit Gott

Die evangelische Kirche nimmt jedes Jahr den Buß- und Bettag zum Anlass, daran zu erinnern, was nicht so gut läuft. 

Mein Fazit: Du musst dich nicht durch Bußübungen selbst erlösen. Dein Herz wird fröhlich, wenn du darauf vertraust, dass Gott dich so annimmt, wie du bist. Und dann: Bessere dich munter drauflos!

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