Taufe am Strand

Es ist eine ganz besondere Taufe, die die Evangelische Heilandsgemeinde aus Walluf feiert. Nicht wie üblich in einer Kirche, sondern draußen im Freien. Die Gemeinde hat sich dazu entschieden ihre Täuflinge im naheliegenden Rhein zu taufen – nicht alltäglich!

„So traumhaft wie in diesem Jahr hatten wir es noch nie!“, erzählt Pfarrerin Friehmelt, die seit 2017 beim Tauffest im Freien mitwirkt. Die 49-jährige hat keine Scheu vor dem Wasser und geht mit hochgekrempeltem Talar bis zu den Knien in den Rhein, um das Taufritual zu feiern.

Das Besondere in diesem Jahr sind die Wellen: „Ich war noch nie so nass nach einer Taufe wie bei diesem Mal. Mir gefällt es aber trotzdem immer großartig.“ Für die Bettina Friehmelt ist das Tauffest immer ein „sehr Geist erfülltes Ereignis, bei dem Glaube auch körperlich erfahrbar wird“. Dies sei für die 49-jährige immer das Schönste an der Taufe.

Eine der neun Tauffamilien ist Familie Haag. Mutter Ricarda Biele-Haag und ihre zwei jüngsten Kinder haben sich gemeinsam im Rhein von Pfarrerin Friehmelt taufen lassen.

Ricarda ist die Älteste bei diesem Tauffest. Für die Mutter von drei Kindern ist die Taufe „ein wunderschönes und einzigartiges Fest“. Es sei etwas ganz Besonderes, dass sie zusammen mit ihren zwei jüngsten Kindern getauft werde.

Durch die Kinder zur Kirche gefunden

„Erst durch meine Kinder bin ich zu Gott gekommen. Ich war früher oft mit im Kindergottesdienst und habe mich mit dem evangelischen Glauben beschäftigt. Ich habe dann die Entscheidung getroffen, dass ich mich gemeinsam mit meinen Kindern taufen lasse.“, erzählt Ricarda.

„Nicht jeder kann von sich behaupten im Rhein getauft zu werden“, sagt Sebastian Haag und ist darauf stolz. Seine Frau und zwei jüngeren Kinder haben sich im Rhein taufen lassen.

Familie Haag hat sich gegen die klassische Taufe in der Kirche entschieden: „Unseren ersten Sohn haben wir damals klassisch in der Kirche getauft, das war auch besonders. Aber die Taufe hier im Rhein ist nochmal etwas ganz Besonderes!“, so Sebastian. Für ihn sei das bemerkenswerte bei der Taufe am Rheinufer, dass es zum einen viele andere Täuflinge gebe und dies die Gemeinschaft stärke aber parallel eine gewisse Intimität gegeben wäre.

Denn während des Taufrituals ist die ganze Familie nah am oder im Wasser mit dabei. Höhepunkt des Taufrituals ist das Hand in Hand halten, um als Familie einen gemeinsamen Segen zu empfangen. Dies sei für viele Familien laut Pfarrerin Friehmelt immer ein „sehr heiliger Moment“.

Nicht in Kirche verstecken – Gott nach draußen erzählen

Pfarrerin Friehmelt ist der Meinung, dass es mehr kirchliche Veranstaltungen geben müsse, die nach draußen gehen. Um so als Kirche, im Hinblick auf die zunehmenden Kirchenaustritte, wieder attraktiver für die Menschen zu sein.

 „Es ist wichtig, dass wir Gott nach draußen erzählen und nicht nur in unseren kirchlichen Räumen“, betont die 49-jährige. Beim Tauffest am Rheinufer gäbe es einige Zaungäste und Menschen, die einfach nur vorbeilaufen und zuguckten.

Diese würden durch Veranstaltungen wie dem Tauffest bemerken, dass die Kirche auch „draußen“ präsent sei. „Draußen wird Gott nochmal anders erfahrbar. Wir als Kirche müssen zeigen, dass Gott bei den Leuten ist“, plädiert Friehmelt und hofft, dass es zukünftig mehr solcher Gottesdienste im Freien gibt.