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Deutsche haben weniger Vertrauen

Haben wir eine Vertrauenskrise in der Kirche?

Andreas Fauth
Kommentar von Andreas Fauth

Die Deutschen verlieren ihr Vertrauen: in Gerichte, in Politik, auch in die Kirche. Das Problem: Wir reden aneinander vorbei, sagt unser Chefredakteur.

Hit Radio FFH Zwischenton vom 19. Januar 2022

Das Wichtigste in jeder Beziehung: Vertrauen – wenn es abhandenkommt, ist der Beziehungsstatus kompliziert. Auch in der Politik oder bei den Richtern: Das Vertrauen vieler Deutschen nimmt ab, zum Beispiel in das Bundesverfassungsgericht, aber auch in die meisten politischen und gesellschaftlichen Institutionen ist das Vertrauen der Menschen im Vergleich zum Vorjahr vielerorts gesunken. So das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Meinungsumfrage.

Wem die Deutschen vertrauen

Zwischenton im Radio bei Hit Radio FFH zu Vertrauen

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Auch die Medien, insbesondere das Fernsehen leiden unter einer Vertrauenskrise. Nur Ärzte und Soldaten können in diesen Zeiten bei den Deutschen punkten. Besonders deutlich ist der Unterschied im Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland: In Westdeutschland vertrauen drei Viertel der Menschen dem Bundesverfassungsgericht (76 Prozent), im Osten nur gut die Hälfte (55 Prozent) der Menschen.

Vertrauen ist das Kerngeschäft der Kirche

Vertrauen ist auch das Kerngeschäft der Kirche, aber auch hier schlechte Zeiten: Immer weniger Menschen vertrauen auf Gott und die Institution Kirche kommt noch schlechter weg. Was sind die Gründe?

Natürlich denken viele Menschen, wenn sie Kirche hören, an die Skandale rund um Missbrauch und mangelnder Aufklärung der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche. Vielen unterscheiden da nicht zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Hier ist Vertrauen unwiederbringlich zerstört. Gerade der jüngste Fall rund um den emeritierteb Papst Benedikt XVI. hat erneut seinen Teil zur Vertrauenskrise beigetragen. Die Ursachen für die Krise sind aber noch umfassender.

Wir reden aneinander vorbei. Manchmal macht es den Eindruck, als lebten alle in ihrer eigenen Welt, in ihrer eigenen Bubble. Viele kreisen um ihre eigenen Themen, sie sprechen ihre eigene Sprache, selbst Freunde kommen nur selten von der anderen Seite des Tellerrands. Alles verstärkt durch soziale Medien, die Freunde und Follower nach denselben ureigenen Interessen und Themen filtern.

Vertrauen wächst, wenn wir uns verstanden fühlen.

 

Umfrage: Kirchen verlieren an Vertrauen

Das Vertrauen der Bundesbürger in die christlichen Kirchen ist einer aktuellen forsa-Umfrage zufolge drastisch gesunken. Demnach haben laut eigener Aussage 33 Prozent der Menschen in Deutschland großes Vertrauen in die evangelische Kirche und 12 Prozent in die katholische Kirche. 2018 sollen noch 48 Prozent der evangelischen Kirche vertraut haben. Dem Papst hingegen bringen 26 Prozent großes Vertrauen entgegen. 

So eine Diagnose ist schlimm für die Kirchen, sie ist sogar gefährlich für die Demokratie. Wir müssen zusammenhalten, gerade in Krisenzeiten. In einer Vertrauenskrise. Wenn der Beziehungsstatus kompliziert ist, müssen wir reden und zuhören, denn Vertrauen wächst, wenn wir uns verstanden fühlen. Die richtigen Worte finden, die richtige Sprache treffen, Zeit für andere Meinungen haben, das alles kann anstrengend sein – aber ist es wert. Denn sonst reden wir aneinander vorbei.

Jeder darf sich an die eigene Nase fassen: Habe ich in den vergangenen Tagen mit einem Menschen gesprochen, der eine komplett andere Meinung hat? Wie divers ist meine eigene Lebenswirklichkeit – habe ich Akademikerinnen und Akademiker, Bankerinnen, Verkäufer oder Handwerkerinnen, habe ich Menschen ohne und mit Migrationshintergrund gleichermaßen in meinem Freundeskreis?

Und die Gretchenfrage an die Kirche: Sprechen die Angebote der Kirchengemeinden und die Gottesdienste sonntags immer die Sprache all dieser Menschen?

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