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Musik

Was wäre, wenn die Kirchenmusik verstummt?

Menschen spielen Orgel, Posaunen, Streichinstrumente und Oboe
gettyimages

Kirchenmusik ist alt und verstaubt? Von wegen. Vor allem jedoch ermöglicht sie ziemlich unkompliziert das Musik machen.

Wenn du an Kirchenmusik denkst, kommt dir vielleicht als erstes der Gemeinde-Gesang mit Orgelbegleitung in den Sinn. Findest du vielleicht gähnend langweilig. Ein paar ältere Herrschaften, die sonntags drei, vier Lieder im Gottesdienst singen.

Kirche bietet ein breites kulturelles Angebot

vom Kirchenchor zum Pop-Star

Diese Künstler:innen haben im Kirchenchor angefangen

Sarah Connor hat mit sechs Jahren im Hamburger Gospelchor mit dem Singen angefangen. Ähnlich bei Usher: im Kirchenchor in Chattanooga in Tennessee hat er seine Begeisterung fürs Singen mit neun Jahren entdeckt. Auch Whitney Houston begann ihre Musik-Karriere in der Kirche. Mit elf Jahren lernte sie dort Klavier und sang im Gospelchor. Justin Timberlake kam durch seinen Vater zur Musik. Der war Chorleiter in einer Baptisten-Kirche bei Memphis.

Von wegen. Da steckt noch viel mehr dahinter: Die Kirchenmusik prägt wesentlich unsere Kultur. Denn zur Kirchenmusik gehört sehr viel mehr, als „nur“ der altbekannte Gemeindegesang und das Orgelspiel. Ein breit gefächertes kulturelles Angebot ist über die Kirchenmusik für alle Menschen, nicht nur für Kirchenmitglieder, zugänglich. 

Wie das? Ganz einfach: Kirchenmusik ist für alle Menschen verfügbar. Hingehen, zuhören, genießen. Und das sogar in vielen unterschiedlichen Formen. Jede:r kann Konzerte, Gottesdienste oder Andachten besuchen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht. 

Allein in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt es pro Jahr rund 4.000 Veranstaltungen. Da kommen mehr als 380.000 Zuhörende in die Kirchenräume (Stand 2019). Insgesamt engagieren sich mehr als 34.000 Menschen ehrenamtlich in der EKHN im Bereich der Kirchenmusik. Dazu kommen 1.100 neben- oder ehrenamtliche Chorleiter:innen und 3.300 Organist:innen

Kleiner Tipp, denn Musikgeschmäcker sind ja bekanntlich verschieden: Wer sucht, der findet. Egal ob Alte, Barocke, Klassische Musik oder Gospel, Pop oder andere moderne Formate. Oft auch für kleines (oder gar kein) Geld. Schau dir doch mal den EKHN-Veranstaltungskalender oder die Social-Media-Auftritte der Kirchengemeinden in deiner Umgebung an. Da gibt es sehr viele verschiedene Angebote, die du nutzen kannst, wenn du dich für  Musik interessierst.

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Musik ohne Eintritt?

An vielen kirchlichen Feiertagen kann man Gottesdienste, kleinere Konzerte oder Andachten einfach so besuchen, ohne Eintritt zu zahlen. Und genau da spielt die Musik!

Kleine Faustregel: Je höher der Feiertag, desto mehr Musik in der Veranstaltung. Advent, Weihnachten, Passionszeit, Ostern, Pfingsten und der Sonntag Kantate im Mai sind DIE Hochzeiten für Kirchenmusik und kleine Kultur-Magnete. 

Ein weiterer Vorteil von Kirchenmusik: Wer beim Hören Lust auf die Musik bekommt, kann auch selbst mitmachen. Chöre, Posaunenchöre, Bands und Kammerorchester gibt es in vielen Gemeinden. Und viele freuen sich über neue Mitglieder:innen.

Das Coole daran: Sehr viele dieser Angebote sind kostenlos, im Gegensatz zu klassischem Instrumental- oder Gesangsunterricht, wie etwa in einer Musikschule, der oft eine Menge Geld kostet. Zum einen der Unterricht, zum anderen das Instrument selbst.

Viele Gemeinden bieten Kinder-, Posaunenchor- und normale Chorstunden an. Manche Gemeinden haben auch Leih-Instrumente. Der Unterricht ist dabei oft günstiger - wenn nicht sogar kostenlos - als der Unterricht an einer Musikschule. Das ist so, da die Gemeinde Chorleiter:innen und Kirchenmusiker:innen für ihre Arbeit bezahlt. Dafür findet dann der Unterricht in Gruppen statt.  

Auch wenn es sich oben anders liest: Wir haben gar nichts gegen Orgeln. Die Orgel ist die Königin der Instrumente. Und wo steht so eine Orgel meistens? Richtig. In einer Kirche. Wer Orgel-Unterricht nehmen will, kommt um Kirchen quasi nicht herum (haha lustig, ich weiß).

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Kirchenmusik hat unsere Musikkultur wesentlich geprägt

„Die Kirchenmusik zählt zu den ältesten überlieferten musikalischen Formen Europas“, sagt die Landeskirchenmusikdirektorin der EKHN, Christa Kirschbaum. „Die europäische mehrstimmige Musik stammt aus den Klöstern und Kirchen. Sie entwickelte sich aus dem gregorianischen Gesang. Die besondere Akustik der romanischen und gotischen Kirchen und Klöster machten Obertöne, die beim Singen entstehen, hörbar. Diese Töne wurden aufgeschrieben, und daraus entwickelte sich der mehrstimmige Gesang“, führt sie fort. 

Durch die Reformation kam die Musiklehre und -praxis im 16. Jahrhundert aus den Klöstern und Kirchen an die Schulen und wurde dadurch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Aufklärung brachte eine Beteiligung von Laien an der Musikausübung, im kirchlichen Bereich entstand eine große ehrenamtliche Chorbewegung, die unsere Arbeit bis heute prägt.“

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Gottesdienste haben noch etwas ganz Besonderes: In ihnen gibt es in 99,9 Prozent der Fälle nämlich Live-Musik. Das klingt erstmal selbstverständlich, ist aber doch besonders. Überleg mal, wie viele Gottesdienste es pro Woche alleine in Frankfurt, Wiesbaden oder Darmstadt gibt. 

Durch diese Struktur hatte die evangelische Kirche einen Vorteil während der Corona-Pandemie im Vergleich zu Konzerthäusern, erklärt Christa Kirschbaum: „Durch die Struktur der Kirchenmusik in der EKHN war es während Corona möglich, musikalische Angebote (zum Beispiel über Online-Streaming Plattformen) für die Menschen zugänglich zu machen. Sobald die Kirchen für Gottesdienste wieder geöffnet waren, fand auch wieder Live-Musik (zum Beispiel an der Orgel) statt.“ 

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Kirchenmusik ist auch Verkündigung

Andreas Frese
Reinhard Langschied

Andreas Frese ist Berufsmusiker. Als ausgebildeter Sänger, Pianist, Organist, Dozent an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt und Chorleiter lebt er für die Musik. In der Diezer Stiftskirchengemeinde leitet er den Kämmerchenchor, in der Nachbargemeinde spielt er regelmäßig Orgel. 

Für ihn steht fest: „Musik ist Verkündigung.“ Wegen der Musik kommen Menschen in die Kirche und haben so Berührungspunkte zum christlichen Glauben. Während der Corona-Pandemie waren viele Menschen quasi auf Musik-Entzug. „Die Menschen brauchen Live-Musik“, sagt Andreas.

Im April 2022 hat er zum ersten Mal seit dem Beginn der Corona-Pandemie wieder ein richtiges Konzert mit dem Kämmerchenchor gegeben. Aufgeführt haben sie zwei Bach-Kantaten, zusammen mit einem kleinen Barock-Orchester. Und da war die Kirche voll.

Musik holt Menschen in die Kirche, egal ob Gläubig oder nicht. Andreas Frese ist überzeugt:

Musik in der Kirche gibt Gelegenheit, Neues zu entdecken.

Außerdem sind die Atmosphäre und die Akkustik in einer Kirche eine ganz andere als in einem Konzertsaal. Bei seinen Auftritten merkt Andreas immer wieder, dass Musik die Menschen emotional anspricht. 

Wie sind deine Erfahrungen mit Kirchenmusik?

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