Kultur

Boulderchurch: katholische Kirche wird Kletterhalle

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Marc Ihl und Marco Köhler haben in Bad Orb eine leerstehende Kirche in eine Boulderhalle verwandelt.

„Näher als hier kommt man nicht an Gott“, sagt Marco Köhler scherzend. Zusammen mit seinem Kumpel Marc Ihl hat er die katholische Kirche St. Michael in Bad Orb in eine Boulderhalle verwandelt: Die Boulderchurch. Die leerstehende Kirche wurde teilentweiht, der Hauptraum ist zur Kletterhalle geworden, eine kleine Kapelle im Gebäude wird von der katholischen Gemeinde wieder genutzt.

 

 

epd-bild/Tim Wegner
Marc und Marco haben eine leere Kirche in eine Kletterhalle verwandelt

Was ist Bouldern?

Bouldern bezeichnet das Klettern ohne Seil in Absprunghöhe. Der Sport kommt aus Frankreich, wo schon im 19. Jahrhundert Kletterer an Felsen neue Techniken übten, um sich auf das Klettern mit Seil und Gurt vorzubereiten. Seit den 1990ern ist das Bouldern als eigene Sportdisziplin anerkannt und wird überall auf der Welt ausgeübt. Heute aber oftmals in Hallen und nicht mehr unbedingt an richtigen Felsen.

Kirche wird Kletterhalle

Zugegeben, von außen sieht St. Michael auch schon eher wie eine Mehrzweckhalle aus. Die 1964 errichtete Kirche wurde 2016 geschlossen, nachdem sich Teile des Kirchturms lösten. Der Turm wurde abgerissen. Das Hauptgebäude blieb stehen. Leer. Morderner Baustil, ein ungleichmäßiger, hexagonaler Grundriss, 13 Meter Deckenhöhe. Ideal für eine Boulderhalle, fanden Marc Ihl und Marco Köhler, als sie bei einem Sonntagsspaziergang an der Kirche vorbei kamen. Die beiden Freunde und Unternehmer Marco und Marc sind leidenschaftliche Kletterer und mussten für ihr Hobby vorher entweder nach Frankfurt oder nach Fulda pendeln. „Die Kirche war ideal zum Bouldern. 13 Meter hohe Decken, da könnte man auf zwei Ebenen klettern, wir dachten an eine Terasse, mit Blick über Bad Orb. Das ist doch traumhaft.

Bouldern in Bad Orb

Doch der Weg, von der Idee bis zur fertigen Kletterhalle, war ein langer: Verhandlungen mit dem Bistum, der Ortsgemeinde, Fördermittel beantragen, Baugenehmigungen einholen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Nach mehreren Jahren der Planung und einem halben Jahr Bauzeit wurde die Halle im April 2025 fertiggestellt. Rund 500.000 Euro inklusive 100.000 Euro aus EU-Fördermitteln hat der Umbau laut den Angaben der beiden Gründer gekostet. An über 75 Routen von leicht bis schwer können sich Klettersportler*innen auspowern. 

Sakraler Flare bleibt erhalten

Beim katholischen Pfarrer Stefan Kümpel kam die Idee gut an. Die Alternative wäre gewesen, das Gebäude zerfallen zu lassen oder daraus eine Lagerhalle zu machen. Das wollte er beides nicht. Marc und Marco haben den sakralen Charakter des Gebäudes in ihrer Boulderhalle behalten. Die Halle ist ruhig, fast andächtig und: gut gelüftet. Ganz anders als typische Boulderhallen. Die Kletterwände sind farblich an die Innenwände der Kirche angepasst. Die Klettergriffe nehmen die Farben der Buntglasfenster auf, die in der Kirche verbaut sind. Auch das große Wandgemälde im Altarraum blieb bestehen. Die Beichtstühle der Kirche dienen nun als Express-Umkleide und Schuh-Lager. Aus den Kirchbänken hat Marco in seiner Schreinerei die Theke, Sitzmöbel, Tische und das „Boulderchurch“-Schild über dem Eingang gebaut. „Das ist super Eichenholz. Eine bessere Bierzeltgarnitur bekommst du nirgendwo“, schwärmt Marco.

Welche Konzepte für die Umnutzung von Kirchen kennst du?

Über die Frage, was mit leerstehenden Kirchengebäuden gemacht werden kann, wird in den Landeskirchen und Bistümern immer wieder debattiert.

Welche spannenden Konzepte für die Umnutzung von Kirchen kennst du?

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