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Spielfilm von Uberto Pasolini

Filmtipp: Nowhere Special

John und Michael auf einer Bank
Pfiff Medien GmbH
John sucht Adoptiveltern für seinen Sohn Michael

John ist alleinerziehender Vater - und todkrank. Während es ihm immer schlechter geht, versucht er, passende Adoptiveltern für seinen Sohn Michael zu finden.

Eine geschmeidige Linie nach rechts, eine fließende Bewegung nach links. John bearbeitet konzentriert mit dem Fensterabzieher die verschmutzen Scheiben von Geschäften, Wohnungen und Häusern. Tagtäglich blickt er in die Leben der unterschiedlichsten Menschen. Manchmal hält er einen Moment inne und schaut genauer hin – etwa bei dem kleinen Jungen mit den Fischen an der Wand und den vielen Spielsachen. John hat selbst einen Sohn und eine große Aufgabe vor sich.

Johns Alltag als Vater

Doch zunächst erleben die Zuschauer*innen den alleinerziehenden Vater im Elternalltag: Nach der Arbeit Babysitter verabschieden, Abendrituale, Schlafenszeit. Eine erste Ahnung, dass Johns Leben anders ist, taucht auf, als er routiniert im Bad nach Tabletten greift. Kurz verweilt die Kamera auf dem geöffneten Spiegelschrank vollgestopft mit Medikamentenpackungen. Schnitt: John bügelt und der Vierjährige will nicht essen. Michaels seelenvoll, verschmitzten Blick aus den großen Augen mit den langen Wimpern ist kaum Stand zu halten. Ein schnelles Kräftemessen. Aber, hilft nichts, der Kindergarten wartet.

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John muss bald sterben

John ist Todkrank und will für seinen Sohn nur das Beste
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John ist Todkrank und will für seinen Sohn nur das Beste

Und dann wird klar, John ist nicht nur krank, sondern todkrank. Die große Aufgabe, die er noch erfüllen will, ist, für seinen Sohn geeignete Adoptiveltern zu finden. Mit behördlicher Unterstützung geht er auf die Suche. Gemeinsam mit Michael trifft er unterschiedliche Kandidat*innen. Die einen versprechen Wohlstand und gute Internatsschulen, andere wiederum versuchen mit Großfamilie oder Reihenhausnormalität und zahmem Kaninchen zu punkten. Doch so richtig scheint nichts zu passen. John treibt die Sorge um, dass er die falsche Entscheidung trifft. Langsam läuft ihm die Zeit davon, es geht ihm zunehmend schlechter.

John schafft Erinnerungen mit seinem Sohn

Trotzdem spaziert er mit Michael in den Park, backt schiefen Kuchen, fährt Autoscooter mit ihm. Michael beginnt hier und da zaghaft Fragen zu stellen. Irgendwann ist es soweit und John muss seinem Sohn erklären, dass er eines Tages nicht mehr da sein wird. Dann packt er eine Erinnerungsbox für Michael mit Briefen, die er an ihn geschrieben hat, Fotos, Gegenständen. Als letztes legt er sorgsam einen kleinen Fensterabzieher und seine vielgetragene Basecap hinein. Am Ende des Films hat John eine Entscheidung getroffen. Michael klingelt an einer Tür. Wer sie öffnet sei an dieser Stelle nicht verraten.

Nowhere Special: Drama und Liebesgeschichte

ein schiefer Geburtstagskuchen
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ein schiefer Geburtstagskuchen

Uberto Pasolini gelingt mit seinem Drama eine berührende, zärtliche Vater-Sohn Studie in einer außergewöhnlichen Situation. Einfühlsam charakterisiert er die Figuren, manches nur angedeutet und doch lässt er ihnen Raum, sich zu entfalten. Das gegenseitige Vertrauen und die Liebe wird ohne viele Worte spürbar. Der Filmemacher beweist sieben Jahre nach seinem Überraschungserfolg „Mr. May und der Flüstern der Ewigkeit“ - in dem es um einen Mann geht, der verstorbenen Menschen, die keine Angehörigen und Freund*innen haben, eine würdevolle Beerdigung verschafft - erneut sein Talent für eine behutsame erzählerische Form. Er gibt unsentimental und gleichzeitig mit viel Gefühl den Blick auf seine Figuren frei. Ein gutes Händchen zeigt er auch bei der Auswahl seiner Schauspieler*innen - der junge Daniel Lamont als Michael gewinnt die Herzen aller Zuschauer*innen im Sturm. Auch James Norton als John überzeugt mit seinem zurückhaltenden und doch eindringlichen Spiel.

Nowhere Special räumt Filmpreise ab

John und Michael machen ein Nickerchen auch der Couch
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John und Michael machen ein Nickerchen auch der Couch

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit, die „Nowhere Special“ 2021 zum „Film des Monats“ wählte, schreibt in ihrer Begründung: „… Regisseur und Drehbuchautor Uberto Pasolini vermeidet jeden Kitsch. Er verzichtet fast vollständig auf Musik, bleibt oft mit der Handkamera an den Menschen und deutet viele Gefühle und Überlegungen nur an. So entsteht der Eindruck von Realität und Ehrlichkeit. Denn Ehrlichkeit ist ein Thema des Films: John muss sich ehrlich eingestehen, dass er stirbt. Er muss sich ehrlich eingestehen, dass die Trennung von seinem Sohn kurz bevorsteht. Und er muss ehrlich mit seinem Sohn über den Tod reden. Alle diese Entscheidungen sind innere Kämpfe – James Norton in der Hauptrolle lässt den Zuschauer auf herzzerreißende Weise an diesen Kämpfen teilhaben. Und er macht einen fast vergessenen Typus wieder sichtbar, den Working-Class-Hero, den Arbeiter, der nicht bewundernd zu den Besserverdienenden aufblickt.“

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Auf die Idee zu dem Film kam Uberto Pasolini tatsächlich durch seine Zeitungslektüre. Eine kleine Meldung im Daily Mirror 2017 berichtete von einem alleinerziehenden, krebskranken Mann, der in seinen letzten Monaten eine Adoptivfamilie für sein Kind finden wollte. Pasolini, selbst Vater dreier Töchter, fragte sich daraufhin, wie würde das Leben aussehen, das ein Vater oder eine Mutter für ihr Kind planen würden? Welche Adoptiveltern wären die besten, ist es überhaupt möglich dies zu wissen? Aus seinen Antworten wurde mit „Nowhere Special“ vor allem eine Liebesgeschichte zwischen Vater und Sohn.

„Nowhere Special“ ausleihen oder streamen

 

Du kannst den Film in der Evangelischen Medienzentrale ausleihen. Du erreichst die Kolleg:innen unter dispo@medienzentrale-ekhn.de.

Öffnungszeiten: Mo, Di, Do von 9-12 Uhr und 13-16 Uhr

Du kannst die Filme aus der Medienzentrale auch online im Medienportal streamen.

Dieser Tipp ist Teil einer Kooperation zwischen der Evangelischen Medienzentrale der EKHN und EKKW und indeon.de