Kultur

Endlich entspannen: Wird Schlafen das neue Feiern?

Julia Buch steht an einem roten E-Piano und vor einem Mikrofon
Sebastian Weindel
Julia Buch bringt mit ihrer Musik Menschen zum Einschlafen

Für weniger Stress: Bei diesen Konzerten gehen Menschen ins Bett. Sie wollen lieber einschlafen statt tanzen.

Bist du schon mal bei einem Konzert eingeschlafen? Nein? Was denkst du, wenn du liest: „Ich bin neulich bei einem Konzert eingeschlafen.“ Klingt langweilig? Ist aber für die Besucher*innen eines Schlafkonzerts ein Highlight

Bei den sogenannten Schlafkonzerten der Sängerin und Komponistin Julia Buch soll das Publikum einschlafen, anstatt zu tanzen. „Wer eines unserer Konzerte besucht, findet einen liebevoll vorbereiteten Raum voller bequemer Schlafmatten“, erzählt sie. 

Gemeinsam mit Musik zur Ruhe kommen

Was erstmal ungewohnt klingt, hat einen tieferen Hintergrund. Die Musikerin möchte Menschen helfen, zur Ruhe zu kommen – mit speziell komponierter Musik, die sich am Herzschlag orientiert.

Pompöser Raum mit vielen Menschen auf Matten, die zu Live-Musik schlafen
Sebastian Weindel

Musik kann beim Entspannen und Einschlafen helfen

„Das Tempo eines Songs wird in Beats per Minute (BPM) gemessen – also in Schlägen pro Minute“ sagt die Musikerin. Sie erklärt: „Ein schnelleres Tempo, etwa über 120 BPM, kann den Herzschlag beschleunigen, während langsamere Musik ihn beruhigt. Dadurch kommt auch der Körper in einen Entspannungsmodus.“ 

Alle Songs, die Julia mit ihrem Team spielt, sind deshalb bewusst nach „Herzpuls“ geschrieben, damit die Besucher und Besucherinnen bei ihren Konzerten zur Ruhe kommen.

„Das Prinzip der Schlafkonzerte ist ganz einfach“, betont Julia. Ihr Mann arbeitet ebenfalls als Musiker und unterstützt sie bei den Schlafkonzerten. 

„Zu Beginn des Konzerts starten wir immer mit einem schnelleren Tempo. Von Lied zu Lied senken wir dann die BPM und leiten das Publikum dadurch in eine Phase der Ruhe.“ Dabei schläft Julias Publikum häufig ein und wird durch Lieder mit höherem BPM später wieder sanft aufgeweckt

Schlafprobleme sind keine Seltenheit

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Dass viele Menschen Probleme mit dem Schlaf haben, überrascht Julia nicht. Eine Studie der Statista Consumer Insights zeigt, dass 43 Prozent der Deutschen unter Schlafproblemen leidet. Dabei geht es sowohl ums Ein- wie ums Durchschlafen. 

„Früher, als es noch kein elektrisches Licht gab, sind die Menschen mit der Dunkelheit ins Bett gegangen“, erklärt Julia und betont: „Heute beeinflussen künstliches Licht, Lärm und Medienkonsum unser Schlafverhalten total.“ 

Handy als Schlafgegner

„Ein großer Faktor ist das Stresshormon Cortisol. Das normalerweise morgens ansteigt und abends abfällt. Durch das Licht von Handys oder Fernsehern sinkt der Cortisolwert aber oft nicht richtig ab – das Resultat ist ein gestörter Schlaf“ erzählt die Sängerin. Sie rät deshalb, eine halbe Stunde vor dem Schlaf keine digitalen Medien mehr zu konsumieren und lieber zu einem Buch zu greifen. 

Wenn du beim Runterkommen und Einschlafen Hilfe brauchst, empfiehlt die Sängerin auch Musik. So kannst du mit den passenden BPM gemütlich einschlafen.

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Eine Idee im Traum

Die Idee für ihre Schlafkonzerte hatte sie „im Traum. Vielleicht sogar von Gott“, erzählt die Musikerin. Julia findet in ihrem Glauben an Gott Halt und Inspiration.

In ihrem Studium gab es einen Kurs, „bei dem es um die Frage ging, wie Musik wieder an Wertigkeit gewinnt.“ Für Julia war auch die Frage wichtig: 

Wie kann Musik Menschen helfen? 

Sie träumte von einer liegenden und schlafenden „Gruppe von Menschen bei einem Konzert“. „Am nächsten Morgen wusste ich, dass ich diese Idee ernst nehmen will!“

Daraufhin hat Julia 2012 das erste Schlafkonzert im Mannheimer Schloss veranstaltet. Für sie ein voller Erfolg. Mittlerweile ist sie mit ihrem Team in ganz Deutschland unterwegs und bietet verschiedene Formate an. „Unsere Schlafkonzerte sind für wirklich jeden, der einfach mal eine Pause vom stressigen Alltag braucht.“

Gemeinsam mit ihrem Team sucht Julia immer wieder nach neuen Ideen, um Menschen beim Entspannen zu helfen. Im Sommer 2025 veranstaltete sie beispielsweise ein „Hängemattenmeer“. Hier konnte das Publikum mitten im Wald in Hängematten liegen und der Musik lauschen.

Schlaf ist ein Thema, das uns alle betrifft“, sagt Julia. „Und wenn unsere Musik dazu beitragen kann, dass Menschen wieder zur Ruhe finden – dann ist das für mich das schönste Kompliment.“