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Serie Mutmacher

Wanderungen für Obdachlose

Mutmacher Klaus Hofmeister Thumb
Ergänzender redaktioneller Inhalt

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Bewusste Bewegung spielt im Alltag von Obdachlosen oft keine Rolle. Beim Projekt „Mach mit!" der Caritas Frankfurt gehen Ehrenamtliche mit Obdachlosen wandern.

Charlotte und ich (Carina) haben Klaus Hofmeister auf einer seiner Wandertouren mit Obdachlosen begleitet und ziemlich schnell gemerkt: Klaus ist eindeutig ein Mutmacher. Aber von vorn.

Caritas organisiert Wanderungen für Bedürftige

Paul belegt sich sein Brötchen dick mit Schinken. Proviant – für die anstehende Wanderung im Naturpark Spessart, etwa eine Dreiviertelstunde mit dem Auto von der Frankfurter Innenstadt entfernt. Der ältere Herr ist bestens ausgestattet: Mit braunem Filz-Wanderhut und robusten Schuhen. Niemand würde denken, dass Paul obdachlos sei.

Seit ungefähr 20 Jahren lebt der Mann in Frankfurt auf der Straße, wie er mit zittriger Stimme erzählt. Er tut mir Leid.  Aktuell lebt er bei einem Bekannten im Wohnwagen. Aber auch das nur auf Zeit. In ein paar Wochen muss er wieder raus. Es sei auch kalt gewesen im Winter, wie Paul uns berichtet. Er erzählt auch, dass er leidenschaftlich gerne Pilze sammelt und einfach gerne in der Natur ist. Während des Gesprächs blickt er immer wieder beschämt auf den Boden, bohrt seinen Wanderstock in die Erde.   

Menschen haben verlernt, sich anzustrengen.

Spendenkonto

Spendenzweck: Erlebnisprojekt „Mach mit!“
Caritasverband Frankfurt e. V. 
IBAN: DE35 5502 0500 3818 0634 01
BIC: BFSWDE33MNZ

Paul ist fast jedes Mal dabei, wenn Peter Schmitt von der Caritas Frankfurt wieder zum Wandern einlädt. Einmal im Monat können sich Obdachlose und andere bedürftige Menschen dafür anmelden. Auch Fahrradtouren und Klettertraining stehen regelmäßig auf dem Programm des Projektes „Mach mit!“.

Obdachlose sollen Erfolgserlebnisse haben

Die Angebote sollen Menschen wie Paul ihren Alltag erleichtern, wie Projektleiter Schmitt erzählt: „Bei unseren Projekten geht es um Erfolgserlebnisse. Dass man etwas schaffen kann, wenn man sich dafür anstrengt.“ Das hätten viele über die Jahre vergessen, weiß Schmitt aus seiner langjährigen Erfahrung bei der Caritas. „Auch eine Wohnung fliegt nicht auf mich zu“, erklärt der Wanderführer den Wohnungslosen häufig.

Zur Person Klaus Hofmeister

Klaus Hofmeister hat Katholische Theologie in München und Tübingen studiert. Heute arbeitet er als Redakteur für Kirche und Religion im Hessischen Rundfunk. Erfahre mehr über Klaus Hofmeister.

Angemeldet haben sich heute nicht nur Menschen ohne ein Dach über dem Kopf. Frührentnerin Anke etwa hat einen festen Wohnsitz. „Darüber bin ich auch sehr dankbar“, betont sie und stützt sich auf ihrem Stock auf. „Aber bei anderen Wandergruppen komme ich nicht hinterher“, erklärt Anke.

Sie sei nicht mehr gut zu Fuß und verliere schnell ihr Gleichgewicht. „Hier weiß ich, dass mir sofort geholfen wird, falls ich falle.“ Anke freut sich schon Wochen vor dem Termin auf die Wanderung, wie sie freudestrahlend erzählt.

Klaus Hofmeister ist Ehrenamtlicher bei „Mach mit!“

Die heutige Wanderung führt die sieben Hobbywanderer gute zehn Kilometer durch den Wald. Die Ausrüstung können sich die Teilnehmenden bei der Caritas ausleihen. Peter Schmitt verteilt vor dem Start außerdem Getränke und Snacks. Auf der Hälfte der Route gibt es eine Pause. (P.S.: Die haben wir übrigens auch gebraucht, war ganz schön anstrengend! 🥵)

 „Für uns ist so eine Strecke kein Problem. Aber für die Menschen hier ist das ein großer Erfolg, wenn sie das schaffen“, erklärt Klaus Hofmeister, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich bei dem Projekt engagiert und in seiner Freizeit gerne wandern und klettern geht. Das war ihm für sein Ehrenamt auch wichtig - etwas zu machen, was ihm selbst Spaß macht. 

Der Kontakt zu Obdachlosen sei für ihn damals eine völlig fremde Welt gewesen. Anfangs habe er Vorbehalte gehabt. „Aber wenn man die Menschen kennenlernt, merkt man, das sind ganz normale Menschen“, betont Klaus. Er bleibt immer wieder stehen und quatscht mit den Teilnehmenden. 

 „Was mich berührt, sind tiefe Gespräche über Spiritualität. Zum Beispiel die Frage: Bin ich alleine oder bin ich nicht alleine?“, erzählt er, während die Gruppe sich gerade für ein Erinnerungsfoto zusammenstellt. Einige Teilnehmenden hätten dem Journalisten auch schon von Gotteserfahrungen berichtet.

Wandern gegen Sucht und Depression

Mir wird deutlich, dass wir obdachlose Menschen oft unterschätzen. Denken, sie seien einfach gestrickt. Das ist nicht fair. Und offensichtlich auch nicht richtig, wenn man die Menschen kennenlernt und ernstnimmt. 

Menschen erzählen mir von Gotteserfahrungen.

Viele der Teilnehmenden hätten eine Drogen-Vergangenheit, erzählt Klaus. Viele seien auch einfach nur gefrustet vom Leben. Da alleine rauszukommen, würden nur wenige schaffen. 

Das Zusammensein tut auch Ilaf gut. Der Mann kommt aus dem Irak, hat in Frankfurt einige Semester studiert. Dann kamen Geldsorgen. Er wurde depressiv, hatte sein Leben nicht mehr unter Kontrolle. „Ein Bruch“, wie der 50-Jährige selbst sagt.

„Ich hatte keinen geregelten Alltag mehr, musste Flaschen sammeln, um über die Runden zu kommen“, erzählt Ilaf. Er hat keinen festen Wohnsitz und ergänzt: „Ohne das Projekt wäre ich wahrscheinlich wieder der Depression verfallen.“

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