Reise zum Flüchtlingscamp nach Moria
Ihre Mutter war auch diejenige, mit der Rhaja die ersten zwei Wochen im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos verbrachte.
Im Sommer 2020 fasste Rhaja den mutigen Entschluss und reiste Ende Juli 2020 für acht Wochen dorthin. Über die Organisation Wave of Hope half sie den Menschen, die nach ihrer Flucht aus Syrien im Lager Moria leben.
Pures Entsetzen über europäisches Flüchtlingslager
Dort angekommen, sah sie das Camp zum ersten Mal mit ihren eigenen Augen: Zelte auf schmutzigen Böden und große Müllberge. Ihr erster Gedanke: pures Entsetzten!
Es war schrecklich zu sehen, dass dieses Elend bei uns in Europa passiert.
„Als junger Mensch, der an die Ideale der Europäischen Union glaubt, war es für mich erschreckend zu realisieren, dass diese Ideale im Camp auf Moria nicht eingehalten werden.“
Kleine Taten im großen Flüchtlingscamp
Umso wichtiger war es für Rhaja, den Menschen im Camp zu helfen. Sie gab Deutschunterricht für die Geflüchteten. Die Menschen hätten das große Bedürfnis, über ihr Leid im Bürgerkriegsland Syrien und die Strapazen ihrer Flucht zu erzählen. „Es gab viele Menschen im Camp, an denen ich vorbei gegangen war und die mir Hello My Friend oder Help Me zuriefen und dadurch versucht haben, einen Weg aus ihrer Lage zu finden.“
Rhaja habe großen Respekt vor den geflüchteten Menschen: „Ich konnte einfach nicht verstehen, wie sie es geschafft haben, jeden Tag aufzustehen unter den Zuständen und dem Trauma, das sie haben. Das war extrem beeindruckend!
Kritik an der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union
Nach dem großen Brand im September 2020 wurde das neue Camp nach Kapa Tepe verlegt. Rhaja reiste einen Tag vor dem Brand ab, hält aber bis heute noch Kontakt zu einigen Kolleg*innen im Camp Kara Tepe, die von katastrophalen Zuständen im neuen Camp berichten würden.
Die Menschen dort müssen ihre Klamotten im Meer waschen, haben keine Dusche und bekommen dadurch Hautkrankheiten.
Die Schuld an den Zuständen im Lager sieht Rhaja unter anderem auch in der Europäischen Union, der sie komplettes Versagen in der Flüchtlingshilfe vorwirft. Sie verstehe nicht, warum das nur die Aufgabe von Nicht-Regierungs-Organisationen sein sollte: „Ich würde mir von der EU wünschen, dass sie nicht nur für Mindeststandards in allen europäischen Flüchtlingslagern sorgt, sondern auch als Gemeinschaft zur Ursachenbekämpfung von Flucht und Vertreibung in den Ländern beiträgt, aus denen die Menschen fliehen.“