Im Schnelldurchgang und auf die harte Tour: Deutschland lernt gerade am Beispiel seiner noch jungen Bundesregierung, dass Politik die Kunst des Machbaren ist.
Ja, Robert Habeck kauft in Katar Flüssiggas ein. Ja, in Katar werden die Menschenrechte mit den Füßen getreten. Ja, eigentlich darf Deutschland deshalb keine Geschäfte mit dem Wüstenstaat machen, erst recht nicht ein Minister der Grünen.
Es ist noch nicht lange her, dass etwa Annalena Baerbock gefordert hatte, die Fußball-WM in Katar abzusagen. Und plötzlich freut sich Parteikollege Robert Habeck, es sei „großartigerweise“ fest vereinbart, eine langfristige Energiepartnerschaft einzugehen.
Man mag sich verdutzt die Augen reiben, sich in den Chor der Kritiker und Kritikerinnen einreihen, die lauthals „Verrat“ schreien oder sich insgeheim die Hände reiben, weil einem die neue Richtung gefällt. Egal in welche Richtung es geht: Fakt ist, Habeck treibt die Not.
Die Not, sich unabhängiger von Russland zu machen, wo ebenfalls ein Machthaber sitzt, der die Menschenrechte mit Füßen tritt. Wenn die Wohnzimmer in Deutschland im nächsten Winter warm sein sollen, hat der Wirtschaftsminister kurzfristig nur die Wahl zwischen mehr oder weniger schlecht. Aktuell zeigt das Pendel in Richtung Katar.
Klar ist aber auch, in welchem Dilemma Deutschland steckt, nicht nur bei der Suche nach Energielieferanten.
Das ist ethisch genauso wenig korrekt, wie in Katar Flüssiggas zu kaufen, das noch dazu eine miserable Ökobilanz hat.
Was also tun? Leben nach dem Prinzip: „Vergiss die Moral, vergiss Umwelt und Menschenrechte, Hauptsache, wir haben es warm?“
Zugespitzt: Ja. Aber: Es gibt Grenzen, worauf man sich einlassen darf oder kann!
Tausende sind für Strom aus Wind, Sonne und Wasserkraft am vergangenen Wochenende wieder auf die Straße gegangen. Auch einige Landeskirchen hatten dazu aufgerufen, sich an den Demonstrationen zu beteiligen. Das ist gut so. Noch besser wäre es allerdings, wenn auch die Kirchen ihre Energiebilanz scharf in den Blick nehmen. Einige haben das bereits getan, andere hinken hinterher.
Warmes Wohnzimmer oder ethisch und politisch korrekt?