Hilfe, ich will nicht!!!! Am Morgen meiner Examensprüfung dreht sich mir der Magen um. Naja, was heißt am Morgen? Genau genommen sind es zehn Morgen. Fünf Klausuren und fünf mündliche Prüfungen sieht meine Studienordnung vor.
Es ist jedes Mal dasselbe: Aufstehen mit einem flauen Gefühl im Bauch, nur widerwillig unter die Dusche, mit zittrigen Händen Kaffee kochen, den ich fast verschütte. Frühstück brauche ich keins, das kriege ich sowieso nicht runter.
Ich verlasse das Studentenwohnheim. Am Liebsten will ich umkehren. Ja, das ist gut! Aber wie und wann mache ich dann mein Examen? Beim Nachholtermin? Nächstes Semester? Okay, doch keine so gute Idee. Ich gehe weiter.
Eigentlich, überlege ich, müsste ich mal mit der Dekanin sprechen. Examensprüfungen, das ist doch ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Wieso müssen die in meinem Magisterstudiengang alle am Ende des Studiums stattfinden? Und überhaupt – was heißt hier Prüfungen? Sind 14 Semester Theologiestudium nicht schon Prüfung genug?!
Etliche Studien belegen bestimmt, dass dieses Modell nicht zielführend ist. Sicher sind schon ganze Heerscharen an Studierenden allein aufgrund von Prüfungsangst durchgefallen. Da müsste doch auch die Dekanin wissen, dass …
Ich bin an der Uni angekommen. Dann geht alles ganz schnell. Die 20 Minuten der mündlichen Prüfung vergehen wie im Flug. Bis es heißt: „Bitte warten Sie einen Moment draußen.“ Himmelherrgott!! Unruhig laufe ich vor der Tür auf und ab. Auch diesen Teil, überlege ich, das müsste man mit der Dekanin wirklich mal …
Die Tür geht auf. „Kommen Sie rein“, sagt der Prüfer, und: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben bestanden!“ Puuuh! Eine Last so schwer wie 500 dicke Bücher fällt von mir ab.
Der ganze Stress und die Anspannung haben sich gelohnt. Von Angst ist auf einmal kein Hauch mehr zu spüren. Am Ende bin ich dann doch ein wenig stolz. Meine Angst habe ich überwunden, indem ich ihr nicht nachgegeben habe.