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Künstliche Intelligenz

KI im Journalismus: Was wir wie nutzen

Esther blickt über den Rand ihres Computerbildschirms in die Kamera
Jörn von Lutzau
Esther nimmt dich mit in unseren Redaktionsalltag

Wie nutzt unsere Redaktion KI? Hier erfährst du transparent, welche Regeln wir uns für den Umgang damit gesetzt haben.

Wie nutzt du KI? Als ich diese Frage in unseren Redaktionsräumen stelle, zeigt sich ein klarer Favorit: ChatGPT. Was hast du schon genutzt? ChatGPT. Womit hast du schon gespielt? ChatGPT. Wer hilft am schnellsten? ChatGPT. Kaum ein Redaktionsmitglied, dass nicht zumindest damit experimentiert hat.

Textgenerierende KI in der Redaktion auf Platz 1

Das wundert mich nicht: Wir arbeiten mit vielen Texten. ChatGPT ist ein textbasiertes Programm: Es wurde darauf trainiert, mit Texten umzugehen.

ChatGPT von OpenAI

Die Abkürzung GPT bedeutet „Generative Pre-Trained Transformer“. Chat-GPT ist also eine Anwendung, die mit extrem vielen Daten trainiert wurde (und wird). Mit der man chatten kann. Seit November 2022 ist sie auf dem Markt.

ChatGPT

Und wir natürlich auch. Zu unserem Job gehört das Schreiben von Artikeln, Manuskripten, Newslettern oder Social-Media-Postings.

Das hier wird keine Übersicht über coole KI-Tools. Aber wir bieten dir hier einen Einblick in unseren Redaktionsalltag mit KI. Uns ist es wichtig, transparent zu machen, wo und wie wir bereits mit den smarten Programmen arbeiten. Dafür werde ich dir hier Beispiele nennen, was wir mit und was wir auf keinen Fall mit KI machen und wie wir diese Regeln in unseren KI-Guidelines für das Medienhaus zusammengefasst haben.

Aufgaben in der Redaktion: Mehr als Artikel schreiben

Die meisten in unserer Redaktion müssen mehrere Aufgaben erfüllen. Ich muss zum Beispiel Artikel schreiben.

Dafür muss ich Fakten recherchieren, mit Menschen sprechen, Informationen gegenchecken und am Ende alles in einem Artikel möglichst interessant zusammenknüpfen. Da der Artikel im Internet erscheint, muss ich außerdem darauf achten, dass er gut über Suchmaschinen gefunden werden kann. Das bedeutet: Der Artikel muss nicht nur für dich, als lesende Person, interessant, sondern auch noch suchmaschinenoptimiert strukturiert und geschrieben sein.

Das ist noch nicht das Ende, denn zu jedem Artikel gehört (mindestens) ein Bild. Außerdem frage ich mich: Gibt es weitere Inhalte auf der Website, die zum Thema passen und für dich interessant sein könnten? Gibt es externe Links, die dich informieren können? Welchen Service kann mein Artikel dir noch bieten?

KI-Tools im redaktionellen Alltag

In unserer Redaktion kommen auch die KI von Adobe (z.B. im Bereich Audio oder Photoshop) oder die Bilderstellung von Microsoft zum Einsatz. Wenn wir umfassend generative KI nutzen, findest du bei uns übrigens einen Verweis darauf.

Der Artikel soll möglichst multimedial sein und wenn er fertig ist, geht es weiter. Mit Social-Media-Postings: Idealerweise ein Video, Bild oder kurze Moderation vor der Kamera. Am besten noch passende Texte, die zur jeweiligen Plattform passen sollen. Hashtags nicht vergessen. Nicht nur einmal, sondern mehrfach, schließlich gibt es mehrere Aspekte des Themas.

Im Newsletter soll das Thema vielleicht auch noch einen Platz finden? Das muss geschrieben werden. 

KI als Hilfsmittel im beruflichen Kontext einsetzen

Als Journalist:innen ist es uns klar, dass besonders generative KI-Programme gefährlich sein können: Desinformation, sogenannte Halluzinationen oder einfach zu gefällige Formulierungen sind ein Problem unserer digitalen Zeit. Aber die Tools können auch ein hilfreiches Werkzeug im Redaktionsalltag sein.

Durch die oben beschriebenen Aufgaben erfährst du ein bisschen was über unsere Kernaufgaben im Journalismus. Für Recherche, Dokumentation und Formulierung gibt es klare Standards. Jede:r von uns kann die W-Fragen im Schlaf aufsagen.

Über KI informieren

Meine Lieblings-Quellen rund um KI zurzeit: 

KI-Podcast der ARD

Newsletter AInauten

Doch wie du gelesen hast: Damit endet die Arbeit nicht. Und je nachdem wer welche Talente hat, braucht die Person bei der einen oder anderen Aufgabe auch mal Hilfe.

Ein Beispiel: Nicht immer kann ich die Kolleg:innen fragen: Fallen euch zu dem Artikel coole Überschriften ein? Aber ChatGPT ist sofort zur Stelle: Erstelle 20 Überschriften. Da kommen 20 Überschriften raus, die du niemals hier so lesen wirst. Aber: Diese 20 Punkte inspirieren mich, bieten mir einen anderen Blickwinkel und mit dem richtigen Prompt, kommt sogar manchmal was richtig Gutes bei raus.

Prompten

So nennt sich die Suchanfrage bei KI-Anwendungen. Auch wenn die Programme auf riesige Datensätze zurückgreifen können, so sind sie keine Menschen. Deswegen missverstehen sie uns immer wieder. Deswegen müssen wir üben, der KI die richtigen Fragen zu stellen, bzw. den richtigen Prompt zu finden.

Wie machst du das? Ich liebe ja dieses YouTube-Video, das mir hilft, gute Prompts zu erstellen.

Also hilft die KI uns beispielsweise:

  • bei Überschriften
  • bei Rechtschreibung & Grammatik
  • bei der Struktur des Textes
  • beim Aufspüren fehlender Aspekte im Text
  • bei Texten für die Social-Media-Postings, angepasst auf die jeweilige Plattform
  • beim Hashtags finden...

Ich hoffe, unsere Position ist dir klar: Wir setzen die KI als Hilfsmittel ein, uns den beruflichen Alltag zu erleichtern.

Aber nicht nur textbasiert: Wir arbeiten auch für den Radiosender Hitradio FFH. Für die Radiokolleg:innen ist der gute Ton ein absolutes Muss. Doch was macht man, wenn zu viel Hall zu hören ist? Oder andere Störgeräusche? In dem Fall setzen meine Kolleg:innen auf Enhance von Adobe. Wind, Verkehr oder Publikum werden von der Stimme getrennt und der sogenannte O-Ton klingt plötzlich um ein Vielfaches besser. Das ist immer ein bisschen wie Zauberei.

Personen- und Datenschutz bei der redaktionellen Arbeit

Doch bei allen tollen Chancen, die KI bietet, dies hier ist mir besonders wichtig:

Wir laden niemals komplette Interviews hoch.

Nirgendwo. Auch keine persönlichen Daten. Wir nutzen die KI immer ab einem Schritt, ab dem die Informationen sowieso veröffentlicht werden sollen. So gelangen durch uns keine sensiblen Daten an Orte, die wir nicht kennen oder kontrollieren können.

Außerdem bleiben wir wachsam bei den Ergebnissen, die uns KI ausspuckt. Wir wissen, dass die Programme auch flunkern können. Und bei aller Euphorie: Die Technologie dahinter macht mir auch ein bisschen Angst. Denn sie verändert unser Leben massiv.

Im Bereich KI fortbilden

Deswegen ist es wichtig, dass wir die verschiedenen Tools immer wieder ausprobieren und neue Anwendungen testen. Das ist im redaktionellen Alltag nicht immer einfach. Deswegen versuchen wir das angehäufte Wissen immer wieder miteinander zu teilen. Dazu haben wir beispielsweise ein internes Wiki, in dem wir Tipps und Links teilen.

Zukunft der Arbeitswelt ohne KI nicht denkbar

Ich freue mich, dass dich unser Ringen im Umgang mit KI auch so sehr interessiert. Schreib uns gerne, wie du mit dem Thema umgehst. Entweder per Mail in die Redaktion oder über unsere Social-Media-Kanäle:

Instagram

Facebook

Wir befinden uns inmitten eines weiten gesellschaftlichen Umbruchs. Wie können wir mit diesen Entwicklungen umgehen? Ich persönlich denke: Journalismus und Medienkompetenz sind so wichtig, wie lange nicht mehr.

Wir automatisierte Abläufe und Gadgets, aber immer muss ein Mensch dazwischengeschaltet sein. Egal, ob es um die Abnahme, die Bewertung, Formulierungen oder die Verantwortlichkeiten von Inhalten geht.

Ethische Reaktion auf KI in der Arbeitswelt

Als Redaktion wollen wir unsere Tätigkeiten durch die KI besser machen und niemanden ersetzen. Deswegen hat sich unser Haus auch folgende Guidelines gegeben. Die sieben Punkte sind für unseren Alltag die Leitplanken, innerhalb derer wir uns ausprobieren. ↧

KI-Guidelines im Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

(Stand 22. Januar 2024)

Präambel:

Die Richtlinien für den Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) sollen sicherstellen, dass die Mitarbeitenden KI im Einklang mit den Werten und dem Sorgfaltsanspruch des EKHN-Medienhauses anwenden. Das wichtigste Kapital des Medienhauses ist das Vertrauen der Nutzer:innen sowie Kund:innen. Der Einsatz von KI soll unsere Arbeit bereichern und vereinfachen, er darf aber die Glaubwürdigkeit nicht gefährden. Die journalistischen Qualitätskriterien müssen gewahrt bleiben. Daher darf KI Autor:innen nicht ersetzen.

In unserem Haus nutzen wir bereits: assistierende KI-Technologien (unterstützend), generative KI-Technologien (erschaffend), distributive KI-Technologien (verteilend). Wir erproben und nutzen sie als Hilfsmittel und reflektieren unsere Arbeit mindestens zwei Mal jährlich. KI kann Kreativität fördern und Arbeitsschritte vereinfachen. Dabei halten wir uns an folgende Grundsätze:

1. Verantwortung

Über die Verwendung von KI-basierten Techniken entscheiden die Mitarbeitenden. Sie tragen die Verantwortung für die Ergebnisse und die Produkte.

2. (Journalistische) Sorgfaltspflicht

Wir achten in allen Abteilungen darauf, dass bei der Nutzung von KI ethische Standards eingehalten werden. Wir ersetzen eigene Entscheidungsfindung und Recherche nicht durch KI. Im journalistischen Kontext verwenden wir KI nicht zum Erzeugen von Endprodukten in Form von Text, Bild, Ton oder Film. Wir überprüfen die Ergebnisse der KI kritisch auf deren Korrektheit und mögliche Voreingenommenheit. Wir nehmen die Inhalte redaktionell ab.

3. Transparenz

Die Transparenz ist für unsere Arbeit wesentlich. Wir machen transparent, wo und wie wir KI einsetzen.

4. Gesetze und Datenschutz

Wir setzen nur KI ein, die sich an geltendes Recht hält und die unseren ethischen Grundsätzen gerecht wird. Wir geben keine sensiblen Rechercheergebnisse, personenbezogene oder vertrauliche Daten in KI-Systeme ein.

5. Offenheit

Mitarbeitende werden dazu ermutigt, sich mit den neuen Technologien auseinanderzusetzen, kreativ zu experimentieren und innovative Wege zu finden, wie KI in der Redaktionsarbeit richtliniengemäß sinnvoll eingesetzt werden kann.

6. Arbeitsabläufe verbessern

KI soll unser Personal entlasten. Deswegen sollen unsere Mitarbeitenden im Umgang mit den neuen Technologien fortgebildet werden.

7. Vorrang Mensch

Mitarbeitende sollen nicht durch KI ersetzt werden.