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Single Shaming in der Kirche

Valentinstag: Alleine und glücklich

Frau am Spiegel. Sie malt mit dem Lippenstift ein Herz auf den Spiegel und lächelt sich selbst zu.
Gettyimages/Antonio_Diaz

„Wie? DU bist Single?“ Kennst du solche Fragen? Das kann nerven. Vor allem, wenn du überzeugter Single bist.

In ein paar Monaten bin ich verheiratet. Verrückt, schließlich war ich viele Jahre Single und dachte zwischenzeitlich: Das wars. Ich werde alleine alt. Vielleicht hole ich mir ein paar Katzen. 

Genervt von Fragen nach Beziehungsstatus 

Im Ernst: Ich weiß noch genau, wie sich das anfühlt, ständig diese Fragen: „Und, was machen die Männer?“ Ich verstehe ja überhaupt nicht, warum ausgerechnet du Single bist!“ und so weiter und so fort. Selten waren solche Fragen oder Aussagen böse gemeint. Und trotzdem haben sie mich a) genervt. Und b) teilweise auch verletzt. 

Warum? Weil sie mir das Gefühl gegeben haben, ich wäre nicht normal. Irgendwie unvollständig. 

Singles in Deutschland

Laut einer Studie von ElitePartner ist gut jede:r dritte Deutsche zwischen 18 und 65 Jahren Single– das sind etwa 22,7 Millionen Menschen. Interessant: Viele Alleinstehende sind laut Studienmacher überzeugte Singles.

Immer mehr Singles in Deutschland

Obwohl immer mehr Singles in Deutschland leben, fühlen sich viele von ihnen nicht gesehen, nicht wertgeschätzt. Laut einer Umfrage von „ElitePartner“ leben fast 23 Millionen Menschen bei uns alleine,

Längst kämpfen dagegen auch Single-Aktivistinnen auf Insta und Co. an. Unter dem Namen @singleindergrossstadt will zum Beispiel Julia mit Vorurteilen brechen. Die junge Single-Frau wirbt auf ihrem Account für mehr Selbstsicherheit, gibt Tipps für Single-Reisen, für entspannte Weihnachtsfeiertage alleine und sonstige Vorzüge des Single-Lebens. 

Christliche Singles diskriminiert

Vielleicht kennst du das: Als Single muss man sich ständig rechtfertigen. Dazu kommt auch eine Studie, die Tobias Faix, Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule in Kassel, gemeinsam mit den Kolleg:innen Johanna Weddigen und Tobias Künkler 2020 veröffentlicht hat. Dafür hatte das Team 3.200 evangelische Singles im deutschsprachigen Raum befragt. Ein Drittel der christlichen Singles sagen demnach, dass sie sich in der Kirche diskriminiert fühlen.

Singles sind keine Randgruppe!

„Viele Kirchengemeinden haben die am stärksten wachsende Gruppe viel zu wenig im Blick“, sagt Faix. Es gehe nicht nur um konkrete Angebote für Singles, sondern um die Haltung. „Singles sind keine Randgruppe“, betont der Theologe. Alleinstehende Menschen könnten neue, spannende Perspektiven ins Gemeindeleben einbringen. Sie seien oftmals autonom, hätten gelernt, auf sich alleine gestellt zu sein. 

Podcast über Single-Leben

So wie bei Rebekka Gohla. Die 34-jährige aus dem Ruhrgebiet ist seit jeher Single, wie sie selbst sagt. Die meiste Zeit kommt sie wunderbar klar mit ihrem Beziehungsstatus. Manchmal gebe es Situationen, in denen sich die Sozialpädagogin einen Partner wünschen würde: „Aber zu 95 Prozent bin ich entspannt damit.“

Ihr Umfeld sei zum Glück sensibilisiert und würde sie nicht mit irgendwelchen Verkupplungsversuchen belästigen. „Klar, würden sie sich freuen, wenn ich jemanden kennenlerne, aber ich spüre keinen Druck“, so Rebekka, die mit ihrem Single-Dasein offen umgeht. Im Podcast „beziehungsstatusgeliebt“ erzählt sie von ihrem Leben als Single-Frau. 

Single-Status mit Humor sehen

„Ich möchte, dass die Menschen ihren Single-Status nicht als Problem sehen, sondern mit Humor nehmen“, sagt Rebekka, die selbst kirchlich engagiert ist. Die Bloggerin beobachtet auch, wie sich Singles von ihren Gemeinden ausgeschlossen fühlen. „Gerade in Freikirchen erleben Singles ihren Status als negativen Stempel.“ Sie wünscht sich, dass Kirchen Singles noch mehr unterstützen. 

Tobias Faix, Johanna Weddigen (Hrsg.): „Date Your Singles!“ - Wie Gemeinden und Singles endlich zueinanderfinden. 23 Euro.

Einige Gemeinden tun das schon. Zum Beispiel die Freie evangelische Gemeinde Osnabrück. Regelmäßig gibt es Veranstaltungen, die bewusst auch Singles ansprechen wie ein Seminartag im März. Laut Beschreibung soll es zum Beispiel um die Frage gehen „Wie geht guter Sex?“

Evangelische Kirche will Singles helfen

Auf der Internetseite „singlesundkirche.de“ bündelt das Amt für Gemeindedienst in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern als Betreiber der Seite, sämtliche Angebote für Singles im kirchlichen Umfeld. 

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt Singles auf ihrer Website Ratschläge etwa über Begegnungsmöglichkeiten und Tipps zur Partnersuche. Auch im Erzbistum Köln will man sich mehr um Singles kümmern. Auf der Homepage sind Angebote gebündelt, es gibt einen Ansprechpartner für interessierte User:innen. 

Viele überzeugte Singles

Solche Bemühungen können aber auch nach hinten losgehen. Viele Singles wollen nicht als gesonderte Gruppe gelten, sondern sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen, so die Erkenntnisse der Studie von Faix und Co. Außerdem gibt es reichlich Menschen, die bewusst alleine leben.

Lieber Single, als verkrampft in einer Beziehung.

Laut der ElitePartner-Studie sind viele Alleinstehende glückliche Singles. Zu ihnen zählt sich auch Marko Rogge. Der 50-Jährige ist seit drei Jahren Single, wie er erzählt. „Ich bin lieber Single, als verkrampft in einer Beziehung“, so das Motto des Frankfurters. 

Auch Singles haben Sex

„Viele Menschen können einfach nicht alleine sein, die haben das nicht gelernt.“ Marko ist überzeugt: „Man kann auch als Single ein gutes Leben haben.“ Und übrigens auch Sex haben. Auch das wird in Kirchen oft übersehen, so Faix und die anderen Studienmacher:innen. 

Dass er so entspannt mit seinem Single-Status umgeht, habe aber auch einige Zeit gedauert. Früher habe auch er krampfhaft an Beziehungen festgehalten, Negatives ausgeblendet, bloß, um nicht alleine dazustehen. 

Bist du Single? 💃 Oder warst lange Zeit Single und kannst dich noch an besonders unangenehme oder auch besonders schöne Momente erinnern? So oder so: Erzähl uns unbedingt davon! Schreib uns eine E-Mail oder via Social:

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