Anzeige
Anzeige
Alternative Beziehungsformen

Nadine führte eine offene Beziehung

Nadine führte eine offene Beziehung
Yves Sucksdorff

Warum nur mit dem Partner:in Sex haben? Einige Menschen entscheiden sich für offene Beziehungen. Nadine erzählt von ihren Erfahrungen.

Stell dir vor, du liegst Freitagabend auf dem Sofa, dein Freund ist aus dem Haus und du weißt: Er schläft gerade mit einer Anderen. Nadine und ihr damaliger Freund hatten sich auf eine offene Beziehung eingelassen.

Gefühle zu anderen waren nicht erlaubt, Sex mit anderen schon. Wir haben Nadine nach ihren Erfahrungen gefragt. 

Emotional exklusiv, Sex mit anderen erlaubt

Hat sich das mit der offenen Beziehung einfach so ergeben oder hast du dich bewusst dafür entschieden?

Nadine: Mein Ex-Partner und ich wollten etwas anderes ausprobieren, zumal wir in unseren vorherigen monogamen Beziehungen oftmals an unsere Grenzen gestoßen sind. Liebe ist für uns bedingungslos und Sex etwas, das einfach Spaß macht. Wir haben nicht polyamor gelebt, soll heißen, wir waren emotional exklusiv und nur miteinander, aber auf sexueller Ebene haben wir es uns eben gestattet, auch andere Menschen zu treffen und mit ihnen zu schlafen.

Ich bin ein neugieriger Mensch.

Eingeengt in monogamen Beziehungen

Hattest du davor schon eine monogame Beziehung? 

Nadine: Meine anderen Beziehungen waren alle monogam. Ich kannte es nicht anders und es ist eben „Mainstream“. Für alternative Beziehungskonzepte fehlt es in unserer Gesellschaft eben noch an sichtbaren Vorbildern.

Einige Male bin ich dabei an meine Grenzen gestoßen, zumal ich mich für meine Fantasien verurteilt, allgemein missverstanden und letztlich eingeengt gefühlt habe. Es waren bei meinen Ex-Partnern oftmals Gefühle wie Eifersucht und Gier, in Form von Besitzdenken, im Spiel. Das sind rein subjektive Erfahrungen und mir ist bewusst, dass nicht jede monogame Beziehung so abläuft.

Daher ist es mir an der Stelle wichtig zu sagen, dass ich mit der Monogamie nicht gänzlich abgeschlossen habe und zukünftig eine monogame Verbindung nicht ausschließlich würde. Dafür birgt das Leben zu viele Überraschungen und ich bin von Natur aus ein neugieriger Mensch.

Zur Person Nadine Primo

Nadine Primo schreibt in Berlin als Freie Autorin zu den Themen LGBTQ, mentale Gesundheit und Nachhaltigkeit. Auf ihrem Blog und Instagram teilt sie persönliche Erlebnisse aus ihrem Alltag als biesexuelle Frau und spricht über alternative Beziehungskonzepte. Mehr dazu liest und hörst du auch in ihrer monatlichen Kolumne „bi happy“ und in verschiedenen Podcasts.

Folge Nadine auf Instagram

Welche Probleme gab es?

Nadine: „Probleme“ ist das falsche Wort, ich bevorzuge „Herausforderungen“. Denn ebenso, wie eine monogame Beziehung ihre Tücken aufweist, so ist das auch bei nicht-monogamen Konzepten der Fall.

Wir mussten unseren Weg selbst ebnen und hatten nicht immer eine:n passende:n Ansprechpartner:in parat. Anfangs hatten wir mit Gefühlen der Eifersucht und Unsicherheit zu kämpfen, da wir uns immer wieder bestätigen mussten, dass wir am Ende des Tages wieder beieinander sein werden. Der Vergleich war unser Feind. Der andere Mensch war nicht „besser“ oder „schlechter“; er war einfach „anders“. 

Selbstvertrauen durch offene Beziehung

Was schätzt du so an offenen Beziehungen?

Nadine: Das Gefühl, bedingungslos geliebt und nicht für meine Sehnsüchte verurteilt zu werden. Die Freiheit, den Beziehungsrahmen immer wieder neu zu definieren. Durch meine offene Beziehung habe ich noch einmal ganz neu „lieben“ gelernt, aber vor allem: mich selbst wirklich lieben gelernt.

Nachdem ich die negativen Gefühle wie Eifersucht, Unsicherheit, Neid abgelegt hatte, fühlte ich mich freier denn je. Andere Menschen sind jetzt nicht mehr für meine Bedürfnisse verantwortlich. Das verleiht mir unglaublich viel Selbstvertrauen. Ich kann mich nicht erinnern, an einer Beziehung so gewachsen zu sein, wie an der letzten offenen Verbindung zu meinem Ex-Partner.

Wie hat dein Umfeld damals reagiert?

Nadine: Meine Freunde und Familie haben nie negativ reagiert. Im Gegenteil: sie haben es eher bewundert.

Viele Vorurteile gegen alternative Beziehungsformen

Mit welchen Vorurteilen bist du konfrontiert? 

Nadine: Was mich am meisten nervt, ist, wenn Menschen Dinge nicht hinterfragen und einfach irgendwelche Vorurteile oder Unwissen streuen oder mir an den Kopf werfen. „Du bist ja einfach nur nicht bereit richtig zu lieben.“ Ähm, doch? Im Gegensatz zu dir, bin ich sogar bereit, bedingungslos zu lieben und meinem Partner mehr Freiheiten zu lassen als du es dir scheinbar vorstellen kannst.

„Brauchst du echt so viel Sex?Ist dir Sex wichtiger als Liebe?“ Nein, eben nicht. Wenn Sex mir so wichtig wäre, hätte er die Kraft meine Beziehung zu zerstören.

Monogamie ist kein Vorzeigekonzept.

Was sollte sich ändern in der Gesellschaft in Bezug auf alternative Beziehungsformen?

Nadine: Wir brauchen mehr sichtbare Vorbilder in unserer Gesellschaft. Ich denke, wir haben in den letzten hunderten von Jahren mehr als genug Beweise dafür sammeln können, dass Monogamie kein Vorzeigekonzept ist. Es wird Zeit für einen Wandel! In einer aufgeklärten Wissensgesellschaft, sollten alternative Beziehungskonzepte nichts Besonderes mehr, sondern wie der Name eben bereits sagt, eine Alternative sein.

Teile deine Erfahrungen mit uns auf Social Media

Kannst du auch so frei über dein Liebes- und Sexleben sprechen? Wir laden dich herzlich ein, deine Erfahrungen mit uns zu teilen. Das kann ganz anonym via Email in die Redaktion passieren, oder ganz öffentlich auf unseren Social-Media-Kanälen: 

Instagram,

Facebook oder

Twitter.