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Fall Aiwanger

Was bringt unsere Erinnerungskultur?

Andreas Fauth
Kommentar von Andreas Fauth

Gedenkstätten, Gedenkreden, Schulunterricht – in Deutschland passiert viel, um an den Nationalsozialismus zu erinnern, aber: es bringt nicht genug, sagt unser Chefredakteur Andreas.

Antisemitische Vorfälle in Deutschland nehmen zu. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel hat sich die Lage verschäft. 

Natürlich gibt es Antisemitismus unter Muslimen. Wer aber den Antisemitismus als ein „importiertes Problem“ bezeichnet, wird der Sache nicht gerecht – als wären allein manche Einwanderer am Antisemitismus Schuld.

Der bayerische Vize-Ministerpräsident Aiwanger blieb nach dem Flugblatt-Skandal im Amt. Von Reue und Demut sind bei ihm wenig zu spüren, Aiwangers Auftritte in den bayerischen Festzelten bleiben zünftig und vor allem derb. Seine Parteifreunde inszenieren ihn als Opfer einer Medien-Kampagne.

Die Empörung ist groß: zu Recht. Das Flugblatt, das vor 35 Jahren in Aiwangers Schultasche gefunden wurde, ist eine Schande und voll von nationalsozialistischem Gedankengut. Richtig erklären, wie es in seine Tasche gekommen sein mag, will Aiwanger nicht – von einem Faustschlag gegen die Erinnerungskultur ist deshalb die Rede.

Hitlergruß und Hakenkreuz an deutschen Schulen

Dabei ist das nur die Spitze eines Eisbergs: Hitlergruß und Hakenkreuz finden sich immer noch an unseren Schulen, zuletzt haben Lehrer aus Burg in Brandenburg mit einem Brandbrief auf rechtsextreme Vorkommnisse aufmerksam gemacht. Noch immer erleben viele Menschen in Deutschland Rassismus in ihrem Alltag. Dazu die feigen Anschläge von Halle und Hanau, die uns alle erschüttert haben.

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Gerne klopfen sich Kultur und Politik in Deutschland auf die Schultern und loben die Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus im Land. Zugegeben, es gibt viele Orte der Erinnerung, Gedenkstätten, Gedenkreden, Exkursionen und Unterricht in der Schule.

Trotzdem hat die Erinnerungskultur nicht verhindert, dass die AfD zweistellige Ergebnisse einfährt. Die Erinnerungskultur verhindert auch nicht, dass manche in der Politik rechtspopulistische Sprüche vor sich hertragen, das hat der Fall des bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Aiwanger glasklar gezeigt.

Viel Erinnerung hilft viel, scheint nicht zu wirken.

Nicht erst seit dem Fall Aiwanger sollten wir uns fragen, wie es um die Erinnerungskultur im Land der Dichter und Denker bestellt ist. Viel Erinnerung hilft viel, scheint nicht zu wirken. Viel über die Zeit des Nationalsozialismus in den Schulen zu reden, ändert auch nichts am latenten Rassismus in Deutschland und an Hakenkreuzen in der Schule.

Historisch-kritischer Umgang mit der deutschen Geschichte

Vielmehr ist endlich zu prüfen, was die Maßnahmen zur Erinnerungskultur bringen. Was trägt die Erinnerungskultur wirklich zu einem historisch-kritischen Umgang mit der deutschen Geschichte bei? Es reicht nicht allein, seine Geschichte zu kennen – wir alle müssen aus unserer Geschichte lernen. Geschichte beurteilen und debattieren können. Noch stärker Haltung zeigen gegen Rechtspopulisten in unserem Land. Das ist aus meiner Sicht längst überfällig.

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