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Inklusive Party im Wiesbadener Schlachthof

Menschen mit und ohne Behinderung feiern bei „Liebe X Leben X Feiern“

Auf der Bühne spielt die Band „Ruhestörung". Insgesamt waren 247 Party-Gäste im Wiesbadener Schlachthof. Die Bühne ist in lila und gelb getaucht.
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Im Wiesbadener Schlachthof möchte der Evangelische Verein für Innere Mission (EVIM) Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf die Tanzfläche holen. Wir haben mitgefeiert.

Am Eingang der großen Halle am Schlachthof stehen gegen 19:30 Uhr schon einige Party-Gäste und unterhalten sich oder rauchen. Auf dem Parkplatz direkt neben dem Schlachthof kommt ein Fahrdienst an und bringt Rollstuhlfahrer zum Event. Wir treffen uns mit Kay-Uwe Gebert und seiner Verlobten Dana Halm. Die Beiden sind sehr verliebt. „Wie hübsch kann man nur sein?“, fragt Kay-Uwe und lächelt „seine“ Dana an, die dann Tränen in den Augen hat. Kay-Uwe ist der Frontmann, der inklusiven Band „Ruhestörung“, die hier heute auftritt. 

Mir geht es wunderbar, hier ist fett Party und ich trete bald auf

Kay-Uwe und Dana feiern im Schlachthof mit. Die Beiden sind verlobt und sehr verliebt. Sie machen beide den Daumen hoch und umarmen sich.
Julian Held
Dana und Kay-Uwe tragen Buttons mit einem X-Symbol auf ihrem T-Shirt. Dieser steht für vergeben. Es gibt alternativ auch ein Herz-Symbol. „Die anderen Leute müssen wissen, dass wir vergeben sind, wir sind vom Markt“, sagt der Musiker mit einem großen Lächeln.

Dieses Event solle es Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ermöglichen gemeinsam am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, sagt Johanna Schröter. Die 35-Jährige hat die Party „Liebe X Leben X Feiern“ maßgeblich mitorganisiert. 

Awareness-Team ist für alle Fragen da und achtet darauf, ob es den Gästen gut geht

Johanna Schröter arbeitet seit 12 Jahren für EVIM und hat die Party im Schlachthof mit organisiert.  Sie lacht in die Kamera und im Hintergrund sieht man den Eingang des Schlachthofes.
Julian Held
Johanna Schröter arbeitet seit zwölf Jahren für EVIM und hat die Party im Schlachthof mit organisiert.

Bei der Party gibt es ein paar Besonderheiten. Es wird kein Blitzlicht verwendet, damit auch Epileptiker kommen können, außerdem gibt es barrierefreie Toiletten. Alkohol wird ausgeschenkt, auch wenn laut Barmann Cola und Limo am häufigsten bestellt werden.

Wer nicht allein zurück zum Hauptbahnhof durch die Dunkelheit laufen möchte, hat die Möglichkeit, begleitet zu werden. Außerdem stehen auf der Tanzfläche und draußen im Eingangsbereich viele Ansprechpartnerinnen und -partner von EVIM zur Verfügung. Dieses Awareness-Team schaue auch, wer mit wem nach Hause ginge, um auszuloten, ob sich die Personen schon länger kennen würden, erklärt Schröter. So soll Missbrauch vermieden werden.

Auch Kay-Uwe Gebert betont, wie wichtig es ihm ist, dass seine Verlobte Dana Halm gut zu Hause ankommt: „Ich passe auf sie auf und begleite sie. Im Dunkeln, allein, das ist nichts und echt gefährlich!“

Cindy Klink performt zu den Coversongs der Band Ruhestörung auf der Bühne.  Sie steht links, während rechts die Bandmitglieder singen und tanzen.
Julian Held
Cindy Klink performt zu den Coversongs der Band Ruhestörung auf der Bühne.

Vor der Bühne bewegen sich die Gäste zu Coversongs, wie „Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko oder „Ein Kompliment“ von Sportfreunde Stiller. Auch Rollstuhlfahrer feiern in der großen Halle mit, ein Mann hat einen Sprachcomputer an seinem Rollstuhl.

Cindy Klink übersetzt Musiktexte in Gebärdensprache

Cindy Klink sitzt auf Treppen im Schlachthof Wiesbaden. Sie hat zwei blonde lange Zöpfe.
Julian Held
Cindy Klink hat über siebzigtausend Followerinnen und Follower auf Instagram. Sie ist hauptberufliche „Deaf Performerin".

Auf der Tanzfläche performt auch Cindy Klink. Sie übersetzt die Texte der Band „Ruhestörung“ in Gebärdensprache. Die 26 Jahre alte „Deaf Performerin“ Klink war bis vor vier Monaten selbst gehörlos, seitdem hat sie ihr Cochlea-Implantat. Das Performen von Musik ist ihr Hauptberuf. Sie hat zum Beispiel auch schon bei den Fantastischen Vier oder Wincent Weiss Musiktexte für gehörlose Konzertbesucher übersetzt. Das kleine Publikum hier im Schlachthof sei herzergreifend, betont die Frau mit den zwei blonden Zöpfen.

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Nach dem Auftritt der Band „Ruhestörung“ verlassen einige Gäste die Party. Die Mischung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung scheint noch nicht gelungen zu sein. Das müsse sich im Laufe der Jahre erst etablieren, erklärt Organisatorin Johanna Schröter.

Ideal wäre es für sie, wenn man gar nicht mehr erwähnen müsste, dass es eine Party für Menschen mit und ohne Beehinderung sei, sondern es „normal“ würde. „Die Party und die Musik war super, wir hatten Spaß, auch wenn es sehr laut war“, sagen einige Gäste beim Rausgehen.