In seiner Gemeinde entschied der damalige Kirchenvorstand schon 1994, dass homosexuelle Paare in der Friedenskirche, etwas später auch in der damaligen Versöhnungskirche, heiraten durften. Seit 1983 war die Kirche außerdem Treffpunkt für die Gruppe „Homosexuelle und Kirche“. Jedes Jahr trommelt Nulf Schade-James seine Anhängerinnen und Anhänger zum Christopher Street Day Frankfurt.
Frankfurter Gemeinde steht vor ihrem Pfarrer
Die Gemeinde ist stolz auf ihren Pfarrer. „Unsere Gesellschaft ist bunt. Und die Kirche ist auch viel bunter, als viele Leute denken“, betont etwa die Gemeindepädagogin für Kinder und Jugendliche, Fa-Rung Rath. Viele Menschen auch außerhalb des Gallus würden sich ganz bewusst für die Gemeinde in der Frankenallee entscheiden. Die Sache mit der Travestie-Show findet die 34-Jährige großartig: „Ich war früher Make-Up-Artist, deswegen ist das natürlich meine Welt!“
Im Gemeindekeller erinnert heute Abend nicht viel an Kirche. Von der Decke hängen rote Herzen und eine Diskokugel. Auf den Tischen liegen dunkelrote Samt-Deckchen mit Glitzerstaub. „Heutzutage darf man über alles reden. Und genau deswegen passt Travestie genau hier rein!“, findet Brigitte aus dem Publikum, die sich einen pinken Federschal über die Schultern drapiert hat.
Viele Schwulen und Lesben aus der Kirche ausgetreten
„Es ist immer gut, wenn der Pfarrer die Menschen glücklich macht“, sagt Nulf Schade-James. Besonders nach den Lockdowns freue er sich über lachende Gesichter. Travestie in der Kirche – vermutlich gefällt das nicht jedem. „Persönlich hat sich noch nie jemand bei mir beschwert. Das trauen sich die Leute gar nicht“, ist der Pfarrer überzeugt und betont: „Wie viele schwule Männer und lesbische Frauen sind aus der Kirche ausgetreten, weil sie nicht gewollt waren!?“ Da müssen wir ganz viel dran arbeiten und Gutes leisten.“