Wenn sich Geflüchtete an Judith Desoi wenden, muss es schnell gehen – oft droht eine unmittelbare Abschiebung. Sie leitet die regionale unabhängige Flüchtlingsberatung der Diakonie im Hochtaunuskreis. Im Interview spricht sie darüber, warum ihre Arbeit für viele Menschen existenziell ist, wie sich die gesellschaftliche Stimmung gewandelt hat – und weshalb wir uns „laut und mutig“ für Geflüchtete einsetzen sollten.
Was ist die regionale unabhängige Flüchtlingsberatung?
Judith Desoi: Wir sind die einzige Anlaufstelle, an die sich Menschen im Asylverfahren wenden können. Sie berät sie hinsichtlich Bleiberechtsoptionen durch (Aus-)Bildung und Arbeit und unterstützt die Schutzsuchenden bei der Wahrnehmung ihrer Rechte.
Die Beratungsstelle setzt sich also für die Zielgruppe der Geflüchteten ein, der sich sonst keiner annimmt, obwohl diese Menschen dem System schutzlos ausgeliefert sind. Sie haben den prekärsten, unsichersten „Aufenthalt“ in Deutschland und sind immer der Gefahr ausgesetzt, abgeschoben zu werden.