Migration

Geflüchtete in Deutschland: Schaffen wir das?

Zwei Frauen im Frankfurter Bahnhofsgebäude, die hinter einem Tisch stehen, auf dem Lebensmittel und Hilfsgüter ausgebreitet sind. Eine der Frauen ist eine Nonne, die andere eine jüngere Frau in Jeans und einem karierten Hemd. Beide tragen blaue Einweghandschuhe. Um den Tisch herum liegen Kisten und Berge von gespendeter Kleidung. Vor dem Tisch stehen weitere Menschen, und an der Tafel weiter hinten auch weitere Helfende.
indeon-Logo in blau DOSSIER
Medienhaus der EKHN/John Helferich
An Frankfurter Bahnhof haben 2015 freiwillige Helfende Essen und Sachen für die ankommenden Menschen aufgebaut.

Flucht, Integration, Hoffnung: Was ist aus Merkels „Wir schaffen das“ geworden? 10 Jahre später bieten wir bewegende Einblicken und kritische Perspektiven.

„Wir schaffen das.“ Was verbindest du mit diesen drei Worten? Als Bundeskanzlerin Angela Merkel diese Worte im August 2015 aussprach, hat das vielen Menschen Mut gemacht. Sie haben gespendet, Sprachunterricht angeboten und ihre Hilfe angeboten. Dieser Satz hat Geschichte geschrieben. 

So hat sie auf die Herausforderungen reagiert, die mit mehr geflüchteten Menschen einhergehen. Was als Ermutigung gedacht war, wurde aber in den vergangenen Jahren zum Symbol für eine gespaltene Gesellschaft

Merkels „Wir schaffen das!“ – Ein Kultsatz?

Der Sprachforscher Henning Lobin beschreibt den Satz als ikonisch. Denn er ist: 

  • einfach
  • kurz
  • einprägsam

Er ist in unser Gedächtnis eingebrannt, weil er wie ein „Brennglas“ ist, das Wahrheiten zusammenfasst.

Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt der Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim: Gerade weil er so einfach ist, lässt er Raum für Interpretation und Kritik.

Wer ist das „wir“? Staatliche Stellen? Kommunen? Die Gesellschaft als Ganzes? Und was sollen oder können „wir“ überhaupt „schaffen“. Worum geht es eigentlich? 

Für mich bedeutet „etwas schaffen“, dass ich etwas erledigt bekomme und im Idealfall auch erfolgreich dabei bin. Wenn mir jemand sagt: Wir schaffen das, dann motiviert mich das. Wie ist das bei dir? Schreib uns deine Gedanken dazu gerne als Mail in die Redaktion oder auf unseren Social-Media-Plattformen: 

Instagram

TikTok

Facebook

Eine Person, die „es“ definitiv geschafft hat, ist Fahad Alkhatib. Er hat sein Leben dreimal komplett neu aufgebaut

Vom Fliesenleger zum Unternehmer

Fahad Alhatib sitzt in seiner Werkstatt und lächelt den indeon-Interviewpartner an.
Christian Spangenberg

2015 floh er mit seiner Frau, seinen vier Kindern und seiner Mutter aus Syrien nach Deutschland. Der Krieg hatte ihn gezwungen, seine Heimat und seine Karriere als Fliesenleger, Mosaikleger und Mosaikkünstler hinter sich zu lassen.

In Egelsbach fand Fahad nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine Gemeinschaft, die ihn unterstützte. Die Christliche Flüchtlingshilfe Egelsbach-Erzhausen (CFEE) half ihm und seiner Familie, Fuß zu fassen. Doch Fahad wollte mehr: Er wollte nicht nur ankommen, sondern auch wieder arbeiten und sich eine neue Zukunft aufbauen.

Wie wichtig die CFEE für Egelsbach in der Flüchtlingshilfe ist, erfährst du in diesem Artikel.

Zunächst arbeitete er über ein Jahr bei einer Leihfirma, wo er Hausdächer reparierte und Kabel verlegte. „Das war sehr gut, weil ich viel gelernt habe“, sagt Fahad.

Fahad Alkhatib räumt zusammen mit seinem Mitarbeiter das Werkzeug zusammen. Die beiden stehen draußen vor dem Wagen.
epd-bild/Tim Wegner
Fahad hat inzwischen vier Mitarbeiter.

Doch er hatte größere Pläne. Als er die B1-Prüfung bestanden hat, machte er sich selbstständig.

Obwohl sein Unternehmen gut läuft, stößt er immer wieder auf Hürden. Als staatenloser Palästinenser bekommt er beispielsweise keinen Neuwagen, denn „mein Aufenthaltstitel ist unbekannt“, erklärt er. Also gibt es bei der Bank keine Finanzierung. Trotzdem lässt er sich nicht entmutigen.

Fahads Erfolgsgeschichte zeigt, was möglich ist, wenn Menschen Chancen bekommen. Doch nicht alle Geflüchteten hatten so viel Unterstützung. Viele kämpfen bis heute mit psychischen Belastungen.

Hände voller Blut – und die langen Schatten der Flucht

Jamshid Qaderi sitzt an einem Tisch im Evangelischen Zentrum am Weißen Stein. Auf dem Schrank hinter ihm sind Kuscheltiere und Kinderbücher.
Aaron Kniese
Wenn Jamshid jetzt abends nach Hause kommt, kann er endlich wieder schlafen.

Psychosoziale Zentren wie das Evangelische Zentrum in Frankfurt leisten hier wichtige Arbeit. Der Bedarf übersteigt bei Weitem das Angebot. „Wir können keine vollständige Therapie anbieten, aber wir helfen den Menschen, ihren Alltag zu bewältigen“, sagt Psychotherapeutin Isabel Hausmann.

Sie konnte Jamshid Qaderi helfen. Nach seiner Flucht vor den Taliban aus Afghanistan verfolgten ihn die Bilder. Hier quälen ihn Angst, Schlaflosigkeit und das Gefühl, blutige Hände zu haben. Deswegen nimmt er sechs Stunden Fahrt für jede Sitzung auf sich. Dank einer Dolmetscherin kann er in seiner Muttersprache seine Geschichte erzählen. Nach vielen Sitzungen sagt er: „Am Anfang habe ich nur geweint. Jetzt kann ich auch wieder schöne Momente erleben.“

Sein Fall steht für viele: Jede*r dritte Geflüchtete zeigt Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, doch nur ein Bruchteil bekommt überhaupt Therapie.

Trauma statt Therapie: Versagt Deutschland? - mit Video 

2015: Fluchtbewegungen erreichen Europa

Erinnerst du dich an die Bilder von damals? Menschen, die zu Fuß über Grenzen gingen, überfüllte Bahnhöfe, Hilfsinitiativen in vielen Städten. 2015 erreichte die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland und Europa einen historischen Höhepunkt. Mehr als eine Million Menschen flohen nach Europa – vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Weltweit waren laut UNHCR 65 Millionen Menschen in dem Jahr auf der Flucht.

Eine Gruppe von Menschen liegt oder sitzt im Schatten von Bäumen und einer Mauer. Im Vordergrund hängt eine Karte, die die Insel Lesbos und die umliegenden Gewässer zeigt. Im Bildhintergrund sind mehr Menschen zu sehen.
Medienhaus der EKHN/privat
Im August 2015 kamen auch auf der griechischen Insel Lesbos Menschen an.

Warum mussten so viele ihre Heimat verlassen?

  • Krieg, Verfolgung, Not: Menschen suchten in Deutschland und anderen EU-Staaten Schutz vor Gewalt und Perspektivlosigkeit.

  • Bürgerkrieg in Syrien: Syrien war das Land mit den meisten Geflüchteten. Seit 2011 herrscht dort Krieg – mit über 300.000 Toten, Millionen Vertriebenen im Land und mehr als vier Millionen Menschen, die in den Nachbarländern Schutz suchten.

  • Schlechtere Lebensbedingungen in den Nachbarstaaten: Auch dort fehlte es vielen Geflüchteten an Sicherheit, Arbeit und Perspektiven.

Auch heute noch sind Krieg und Krisen die Fluchtursache Nummer eins. Kathrin von Bechtholdsheim hat für evangelisch.de die häufigsten Fluchtursachen recherchiert. Im April 2025 flohen die meisten Menschen vor: 

  1. Krieg und Gewalt: Millionen Menschen suchen Schutz vor Kriegen und bewaffneten Konflikten – etwa in Syrien, der Ukraine oder Afghanistan.

  2. Verfolgung und Diskriminierung: Menschen fliehen, weil sie wegen Religion, Hautfarbe, politischer Haltung oder sexueller Orientierung bedroht werden.

  3. Hunger und Armut: Fehlende Lebensperspektiven und ökonomische Not zwingen viele zur Flucht, besonders in afrikanischen Ländern.

Mehr Hintergründe und weitere Ursachen auf evangelisch.de

Angekommen? – 10 Jahre nach Merkels „Wir schaffen das“

Dreharbeiten für die Doku in der Werkstatt von Ferhard
Arik Sürek

Das Jahr 2015 ist als „Flüchtlingssommer“ in die Geschichte eingegangen. In seiner Dokumentation „Angekommen? Was aus 'Wir schaffen das' geworden ist“ hat unser Volontär Christian Spangenberg mit den Flüchtlingen über ihre Wege und ihr Ankommen gesprochen.

Ihre Geschichten dieser Menschen stehen im Fokus, aber nicht nur. Die Doku wechselt zwischen der CFEE in Egelsbach und der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt. Der Film beleuchtet die verschiedenen Realitäten: zwischen Sammelunterkunft und kleinen Wohngemeinschaften, zwischen Hoffnung und Überforderung.

Zwei Kommunen, zwei Welten: Egelsbach und Neustadt

In der Doku wird auch die Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt beleuchtet. Bürgermeister Thomas Groll beschreibt die Herausforderungen, die eine solche Einrichtung mit sich bringt: „Natürlich ist das für eine Kleinstadt eine Veränderung.“ Er mahnt: „Die Politik muss die Praxis besser verstehen. Es reicht nicht, Entscheidungen aus der Ferne zu treffen.“

Zwei Kommunen, zwei Welten und die Frage, welche Strukturen Integration fördern oder verhindern. Den ganzen Film kannst du dir hier ansehen ⬇️.

Ergänzender redaktioneller Inhalt von Youtube

Eigentlich haben wir hier einen tollen Inhalt von Youtube für dich. Wisch über den Slider und lass ihn dir anzeigen (oder verbirg ihn wieder).

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte von Youtube angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Letzte Hoffnung vor der Abschiebung

Juditz Desoi, eine Frau mit langen rotblonden Haaren. Sie trägt ein rotes Oberteil, roten Lippenstift und sitzt an ihrem Schreibtisch
Aaron Kniese

Haben wir vor zehn Jahren eine Willkommenskultur erlebt und gepflegt, so hat sich die Stimmung stark verändert. Judith Desoi spricht sogar von einer „Good-Bye-Struktur“. Die Leiterin der regionalen unabhängigen Flüchtlingsberatung im Hochtaunuskreis kämpft täglich gegen Abschiebungen und für die Rechte von Geflüchteten.

Im indeon-Interview bringt sie ein prägnantes Beispiel: Ein junger Mann aus Guinea, der sich selbst Deutsch beigebracht und eine Ausbildung abgeschlossen hat, wäre beinahe abgeschoben worden, weil die Behörden seinen Antrag nicht rechtzeitig bearbeitet haben.

Zum Interview mit Judith Desoi: Für Flüchtlinge oft die letzte Hoffnung

Judith Desois Arbeit zeigt, wie wichtig unabhängige Beratung für Geflüchtete ist. Dass sich die gesellschaftliche Stimmung geändert hat, zeigt sich auch an unserer Sprache. 

Vorurteile über Geflüchtete? So kannst du kontern

Über Geflüchtete kursieren viele Behauptungen. Drei davon tauchen immer wieder auf – und sie halten einer Faktenprüfung nicht stand.

„Die nehmen uns die Jobs weg“?

Deutschland hat seit Jahren einen Fachkräftemangel. In Pflege, Handwerk, Gastronomie oder Logistik bleiben Stellen unbesetzt. Viele Geflüchtete arbeiten genau dort – oft in Berufen, für die kaum Bewerber*innen gefunden werden (Quelle: Bundesagentur für Arbeit). Mehr als 60 Prozent der Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, haben heute Arbeit, zahlen Steuern und Sozialabgaben (Quelle: IAB). In einer alternden Gesellschaft ist Zuwanderung kein Problem, sondern eine Lösung.

👉 Deine Antwort: Geflüchtete verdrängen niemanden vom Arbeitsmarkt – sie helfen, Lücken zu schließen.

„Geflüchtete sind krimineller“?

Studien zeigen: Geflüchtete sind bei den meisten Straftaten nicht auffälliger als die Gesamtbevölkerung (Quelle: BKA). Entscheidend sind Faktoren wie Alter, Geschlecht und soziale Lage. Da viele Geflüchtete junge Männer sind, spiegelt sich das in den Statistiken wider. Hinzu kommen häufigere Polizeikontrollen in Unterkünften. Wichtig: Die Statistik erfasst Tatverdächtige, nicht Verurteilte. Die allermeisten Zugewanderten halten sich an Recht und Gesetz.

👉 Deine Antwort: Kriminalität hat nichts mit Herkunft zu tun, sondern mit Lebenssituation. Pauschale Urteile stigmatisieren und verzerren die Realität.

„Die wollen sich nicht integrieren“?

Integration passiert oft still im Alltag. Mehr als 80 Prozent der Geflüchteten besuchen Sprach- und Integrationskurse. Viele haben Arbeit gefunden oder engagieren sich ehrenamtlich. Hindernisse liegen überwiegend nicht im fehlenden Willen, sondern in Strukturen: fehlende Kinderbetreuung, komplizierte Anerkennung von Abschlüssen, Diskriminierung (Quelle: BAMF).

👉 Deine Antwort: Die Mehrheit der Geflüchteten möchte Teil der Gesellschaft sein – sie lernen Deutsch, suchen Jobs und bringen sich ein.

Ein Mann steht mit dem Rücken zur Kamera in einem Bahnhofsgebäude. Er trägt eine graue Weste, auf der in schwarzer Handschrift "ARABISCH FREIWILLIGER HELFER FRANKFURT HBF" steht. Im Hintergrund sind weitere Menschen, die sich um Tische mit Hilfsgütern versammelt haben. Ein Mann in einer neongelben Weste blickt nach vorne, während er sich durch die Menschenmenge bewegt.
Medienhaus der EKHN/John Helferich
Besonders wichtig für die angekommenen Menschen 2015: Dolmetscher*innen, die ihre Sprache sprechen.

„Wir schaffen das“: Experte hält Integration für gelungen

Der Migrationsforscher Herbert Brücker sieht die Integration der 2015 nach Deutschland Geflüchteten als Erfolg. Das zeigt sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Gegenüber dem epd erklärt er: Zwei Drittel der Menschen, die damals vor allem aus Syrien kamen, haben heute eine Arbeit

„Sie performen sogar deutlich besser, als wir 2015 gedacht hätten“, sagt der Leiter des Forschungsbereichs Migration am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Das bedeutet: Die Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, sind heute besser integriert als viele, die in den Jahren davor kamen

Ein Grund für den Erfolg war eine klare Integrationsstrategie mit:

  • Sprach- und Integrationskursen für fast alle
  • schnelleren Asylverfahren
  • starker Willkommenskultur
Portrait von Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker
epd-bild/Wolfram Murr

Ein weiterer Grund sei die günstige Wirtschaftslage zwischen 2015 und 2019 gewesen. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich vor den meisten europäischen Ländern.

Wo Integration noch besser laufen könnte

Der Experte ist sich sicher: Die Chancen für den Arbeitsmarkt wären noch höher, wenn Geflüchtete sofort mit Sprachkursen starten dürften und individuelle Integrationsberatung bekämen. Auch die Verteilung nach objektiven Arbeitsmarktkriterien würde helfen: „Da haben wir drei bis fünf Prozentpunkte bei der Beschäftigungsquote verschenkt.“

Empathie ist verloren gegangen

Dass die Stimmung in Teilen der Gesellschaft heute ablehnender ist, erklärt der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Berliner Humboldt-Universität weniger mit Fakten als mit politischem Diskurs. 85 Prozent der in Deutschland lebenden Geflüchteten haben einen anerkannten Schutzstatus.

Trotzdem dominiere oft die Rhetorik, sie würden die Sozialsysteme ausnutzen. „Ich vermisse manchmal die Empathie mit den Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind“, sagt er.

Bedford-Strohm: Nächstenliebe ist kein Luxus, sondern Pflicht

Heinrich Bedford-Strohm steht an einem Fenster
epd-bild/Heike Lyding
Heinrich Bedford-Strohm war 2015 der EKD-Ratsvorsitzende.

Im Gespräch mit Sarah Neder von evangelisch.de betont der frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, dass es immer um Menschen geht. Menschen, die vor Krieg und Hunger geflohen sind.  Er sagt: „Die Not der einen“ dürfe „nicht gegen die Not der anderen“ ausgespielt werden. Damit bezieht er sich auf die aktuelle politische Stimmung in Hinblick auf Migrationsthemen. 

Dass diese Stimmung gemacht sei, wird deutlich, wenn er das „Geldvermögen der privaten Haushalte“ mit einem „Rekordwert von über 9 Billionen Euro“ anspricht. Wenn Deutschland so reich sei, „kann niemand sagen, dass es nicht möglich ist, den Menschen, die hier unter Armut leiden und den Menschen, die aus Notsituationen flüchten, gleichermaßen beizustehen“.

Zum Interview „Klimapolitik ist die beste Flüchtlingspolitik der Zukunft“ auf evangelisch.de

Die Rolle der Kirche – Hilfe in Hessen und darüber hinaus

Der interkulturelle Beauftragte der EKHN in der Diakonie Hessen Andreas Lipsch
epd-bild/Thomas Rohnke

In Hessen ist die Flüchtlingsberatung fast vollständig in kirchlicher Hand. Ohne die evangelischen Kirchen gäbe es kaum professionelle Ansprechpartner*innen für Geflüchtete. Andreas Lipsch von der Diakonie Hessen betont: „Es würde der besondere menschenrechtliche Ansatz der kirchlich-diakonischen Arbeit fehlen.“ 

„Es ist höchste Zeit, eine integrationsfreundliche Politik für alle Flüchtlingsgruppen auf den Weg zu bringen“, fordert der interkulturelle Beauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Er kritisiert, dass die staatliche Unterstützung in Hessen erst seit 2021 einen kleinen Zuschuss für die Asylverfahrensberatung leistet – und das bei weitem nicht ausreicht, um eine flächendeckende Beratung sicherzustellen.

Lies hier mehr darüber, die Kirche in Hessen hilft

Was bleibt von „Wir schaffen das“?

Zehn Jahre nach Angela Merkels berühmtem Satz bleibt die Frage: Haben wir es geschafft? Die Geschichten von Geflüchteten wie Fahad und Jamshid zeigen, dass Integration möglich ist – wenn Menschen Chancen bekommen und Unterstützung erfahren.

Doch die Realität ist komplex. Während viele Geflüchtete heute erfolgreich integriert sind, gibt es weiterhin Herausforderungen:

  • psychologische Belastungen
  • bürokratische Hürden
  • eine gesellschaftliche Stimmung, die von Ablehnung geprägt ist

Wie können wir weitermachen? Indem wir nicht wegsehen, sondern Verantwortung übernehmen. Indem wir uns daran erinnern, dass hinter jeder Statistik ein Mensch steht – mit Hoffnungen, Träumen und dem Wunsch nach einem sicheren Leben.