Die Kuhkuschlerinnen Arlette und Yvonne Pandolfi kommen aus Köln. Die zwei streicheln gerade neben Bellas Stall die Jersey-Ochsen Bambi und Valentino. Mutter und Tochter arbeiten in einem Familienunternehmen. Die 39-jährige Arlette war schon einmal bei den Eschmanns. Sie ist beruflich viel unterwegs, wie die Geschäftsfrau erzählt. Nach dem Kuhkuschel-Kurs sei sie noch Tage danach entspannt gewesen.
Heute hat sie es sich neben Bambi im Stroh bequem gemacht, trägt rosafarbene Marken-Gummistiefel, dazu passende Handschuhe und Mütze. Die Kuhfladen um sie herum scheinen die modebewusste Frau nicht zu stören. „Du bist so schön“, flüstert sie Bambi ins Ohr, „und so flauschig!“
„Kühe sind immer ein bis zwei Grad wärmer als Menschen“, erklärt Chefin Eschmann, die gerade Ochse Valentino über den Rücken oberhalb des Schwanzes krault. Das mögen die Tiere besonders gern, wie sie sagt. Bei jeder Kuschel-Stunde erfahren die Teilnehmenden auch etwas über die Tiere. Zum Beispiel, dass sie manchmal richtig eifersüchtig aufeinander sind. Etwa, wenn die eine mehr Streicheleinheiten bekommt als die andere. 👹
Was Melanie außerdem betont: Bitte nicht einfach so auf irgendeine Kuhwiese gehen. Das sei gefährlich. Nicht jede Kuh sei verschmust. Die Herde von Familie Eschmann sei mit Menschen groß geworden und entsprechend„erzogen“, wie die Bäuerin klarstellt.
Tochter Laura Eschmann steht währenddessen am Gatter und ermahnt die Kuschel-Gäste immer wieder: „Auf die Füße aufpassen!“ - „Aua, das war mein Schienbein!“, schimpft wenig später Kuhkuschlerin Anja, die inzwischen ebenfalls zu Bambi im Stall nebenan gewandert ist und sich rücklings an den Kuhkörper lehnt. Bambi hatte sich mit seinen mehreren hundert Kilogramm an ihr Bein gelehnt.
Die Kosten für tiergestützte Therapie, zu der sich das Kuhkuscheln zählen lässt, werden nicht von der Krankenkasse übernommen. „Leider“, sagt Tiertherapeutin Zimmermann. Es fehlten einheitliche Qualitätsstandards sowie eine staatlich anerkannte Ausbildung: Jeder kann sich „Tiertherapeut“ nennen. Verbände arbeiteten daran, Richtlinien zu entwickeln.
Die Begegnung mit den Kühen hat bei Arlette neben der Entspannung noch etwas anderes ausgelöst: Sie verzichtet seitdem auf Rindfleisch. „Und du hast es geliebt, Steak zu essen“, erzählt ihre Mutter später im Campingwagen. Hier wärmen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Kaffee und Kuchen auf. Auch Therapeutin Zimmermann erhofft sich durch Angebote wie Kuhkuscheln ein Umdenken und mehr Respekt für Nutztiere: „Kühe sind nicht nur Milch und Fleisch.“