Morgens geht es gehetzt zur Schule. Heute bekomme ich die Mathe-Arbeit zurück, für die ich sooo lange gelernt habe. Eine 4 minus… toll.
Wofür mache ich mir eigentlich den ganzen Stress und lerne so viel. Gefrustet geht es nach einem langen Tag wieder nach Hause. Schnell essen, Hausaufgaben machen und für die nächste Arbeit lernen.
Nachmittags geht es gestresst und mit einem brummendem Schädel zum Fußballtraining. Natürlich spiele ich heute nicht gut. Der Trainer kommt zu mir und verkündet, dass meine Leistung einfach nicht reicht und dass ich nächstes Spiel auf der Bank sitze.
Frust, Enttäuschung und Trauer kommen in mir hoch.
Ich frage mich, warum muss ich immer meine beste Leistung überall abrufen? Ich will doch einfach nur ich sein und Spaß haben!
Das „Café 46“ in Langen bietet beispielsweise auch zwei Mal die Woche Mittagessen für Schüler:innen der nahliegenden Schule an. Dann kochen Schüler:innen für Schüler:innen im Jugendraum und verbringen gemeinsam ihre Freizeit. Nach dem Essen können die Jugendlichen noch Tischkicker spielen oder sich unterhalten.
Zudem gibt es noch wöchentliche Treffen für Kinder und Jugendliche, dann wird gespielt, gebastelt oder gekocht.
Nadja Hepp findet es sehr wichtig, dass „gerade wir als Kirche diese Räume anbieten, da wir die Jugendlichen betreuen und auf sie aufpassen, sie sich dabei aber trotzdem frei und wohl fühlen können“.
Steffen Held stimmt dem zu, denn gerade „Kirche hat den Auftrag, für alle Menschen da zu sein, die Liebe Gottes zu verkünden und Menschen Perspektiven für ein Leben in Freiheit und Verantwortung zu eröffnen“.
Hierbei stehen die Jugendlichen und ihre Interessen im Vordergrund. Die Veranstaltungen und Workshops fördern die Kreativität der Jugendlichen und bringen ihnen neue Erfahrungen. So können die jungen Menschen sich persönlich weiter entwickeln, neue Interessen entdecken und sich ohne Leistungsdruck oder Vorurteile ausprobieren.
Viele werden trotz der Vielfalt an Angeboten denken, man kann doch auch im Sportverein oder in Parteien sich mit Menschen treffen und dort beispielsweise seine Freizeit verbringen. Ja natürlich, das kann man machen. Doch wenn es keine kirchlichen Jugendräume mehr geben sollte oder nicht mehr genug, dann fallen wichtige Orte ohne Leistungsdruck weg.
Im Sport stehen meistens die Leistungen der Sportler:innen im Vordergrund und die Ergebnisse, die abgeliefert werden. Natürlich gibt es auch Bewegungsangebote ohne Leistungsdruck wie Yoga, doch größtenteils stehen beim Sport die erbrachten Leistungen im Vordergrund. In kirchlichen Räumen ist das nicht so. Es ist nur wichtig, dass die Jugendlichen sich frei und wohl fühlen können und das ohne Druck oder irgendwelchen Erwartungen.
Ähnlich ist es in Parteien. Dort engagieren sich auch viele junge Menschen, allerdings mit einem politischen Ziel und einem damit verbundenen Druck, auch etwas in der Politik zu erreichen und zu verändern. Die Politik der Partei steht im Mittelpunkt und der einzelne Mensch steht in ihrem Dienst.
Natürlich sind Sport und Politik auch sehr wichtige Bestandteile im Leben von vielen von uns. Darauf können wir uns gerne einigen. Und auch Sport und Politik können Spaß machen und uns weiter entwickeln.
Aber sollte es keine Jugendräume mehr in Kirchen geben, dann gäbe es weniger Chancen, dem alltäglichen Leistungsdruck aus Schule, Sportvereinen oder Parteien zu entkommen und sich persönlich weiter entwickeln zu können.