An vielen Orten, wo Menschen zusammen kommen, begleitet Kirche sie seelsorgerlich. Das gilt auch für die Bundeswehr.
Tim Mahle (40) ist Militärpfarrer und Seelsorger im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz. Von 2016 bis 2020 war er am Standort Daun für die Soldatinnen und Soldaten zuständig und hat 2019 einen Auslandseinsatz im Nordirak begleitet.
„Wir saßen dort viereinhalb Monate auf engstem Raum zusammen. Es gab kaum Privatsphäre, hinzu kamen die Belastungen des Einsatzes sowie körperliche Belastungen bei Temperaturen bis zu 50 Grad“, erzählt er.
Schon Kleinigkeiten wie etwa ein Streit in der Familie zuhause, könne bei den Soldaten eine emotionale Stresssituation auslösen. „Man fühlt sich hilflos, weil man nicht vor Ort ist und eingreifen kann“, hat Mahle erlebt.
Diese Situation gelte es, im Einsatz auszuhalten. Der Militärpfarrer ist für die Soldaten da und bietet Gespräche an. „Zunächst geht es darum, den Problemen einen Raum zu geben und sie sich von der Seele zu reden. Kommunikation entlastet und ist ein wichtiger Faktor“, sagt er.
Auch wenn Mahle im Einsatz Uniform trägt, hat er keinen militärischen Rang und ist als Zivilist vor Ort. „Anders als der Truppenpsychologe oder der Sozialdienst bin ich nicht Teil des Systems. Und ich bin der absoluten Verschwiegenheit verpflichtet.“
Konkret bedeutet das, dass Mahle etwa keine Beurteilungen an Vorgesetzte weiter gibt oder Aktenvermerke schreibt. „Der Soldat kann sich auf meine Verschwiegenheit verlassen. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Militärseelsorge“, sagt er.