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Leben

Stoppt Single-Shaming in der Kirche! Ein Herz für Singles

Carina Dobra
Kommentar von Carina Dobra

Carina war selbst viele Jahre Single. Sie fordert: „Hört auf mit dem Singlebashing!“ Der Apell geht vor allem an die Kirche.

Okay, ich wusste, dass man sich als Single ausgeschlossen fühlt. Den Begriff Singleshaming kannte ich bis vor einigen Tagen allerdings nicht. Jetzt schon. Und er passt ganz hervorragend zu dem, was die Gesellschaft Singles antut. 

Singles werden diskriminiert 

Hier nur mal ein paar Beispiel-Sätze, mit denen Singles immer wieder konfrontiert sind - ob in der Familie, im Freundeskreis oder auf der Arbeit:

🙄 „Wieso bist du Single?“

🙄  „Du musst halt mehr unter Leute gehen.

🙄 „Du hast zu hohe Ansprüche.

🙄 „Fehlt dir denn gar nichts?“ 

Das ist taktlos, unsensibel und in Teilen übergriffig. 

Ja, ich weiß, von den Wenigsten sind solche Fragen oder Aussagen böse gemeint. Lasst es bitte trotzdem sein. Denn solche Fragen können nicht nur hochgradig nerven, sondern auch verletzten. 

Singles werden immer mehr

Oft wird darüber gesprochen, dass sich Homosexuelle, Trans-Menschen und People of Colour benachteiligt fühlen. Völlig zu recht. Aber auch alleinlebende Menschen werden 2023 (!) noch häufig ausgegrenzt.

Verrückt, schließlich sind Singles die am stärksten wachsende Gruppe. In Deutschland leben derzeit fast 23 Millionen Singles. I mean: 23. Millionen! Vor allem übrigens in den Großstädten. Tendenz steigend. 

Kirche hat kaum Angebote für Singles

Und Kirche? Als „Ort der Gemeinschaft!?“ Macht fröhlich mit beim allseits beliebten Singleshaming. Beziehungsweise macht nicht mit, wenn es ums Einbeziehen und Mitbestimmen von Singles geht. Auch die Liste mit Angeboten für Singles ist sehr übersichtlich.

Immerhin: Einige Kirchengemeinden haben inzwischen begriffen, dass es ein paar dieser Singles gibt. Und dass das auch nicht völlig abnormal ist. Und das einige von ihnen vielleicht sogar gerne alleine sind.

Freikirche hat Singles mehr im Blick

Achtung, der nächste Haken kommt schon: Die meisten der Angebote kommen von freikirchlicher Seite. Diese Beobachtung hat mir übrigens auch der Theologe Tobias Faix bestätigt, der 2020 eine Studie zum Thema Singles und Gemeinden herausgegeben hat. 

Ein Beispiel: Die Freie Evangelische Gemeinde Osnabrück. Dort werden Singles ganz bewusst angesprochen mit Veranstaltungen unter anderem auch zum Thema Sex. Denn stellt euch vor: Auch Singles haben Sex. Obwohl sie keinen festen Partner:in haben oder gar verheiratet sind. Für so manche Pfarrerinnen und Pfarrer vermutlich noch unvorstellbar und ein wahrer Skandal. 

Wo ist die Single-Seite der EKD?

Und die Evangelische Kirche? Scheint – mal wieder – nicht so ganz mit der Zeit zu gehen. Sie zeigt sich zurückhaltend. Und ich frage mich ernsthaft: Ist das Naivität oder pure Ignoranz? 

Wenn ich auf der Homepage der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lande, suche ich vergebens nach einer Rubrik „Kirche für Singles“ oder wie auch immer die heißen könnte. Einige Landeskirchen sind da zumindest ein Stück weiter. Etwa die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt auf einer Themenseite Tipps für Begegnungsmöglichkeiten und zur Partnersuche. 

Und wer hätte das gedacht!? Das geht so richtig nach hinten los. 

Kirche mit peinlichen Tipps zur Partnersuche

Jetzt gibt mir also Kirche (!) Tipps, wie ich unter die Haube komme. Voilá, hier ein paar Auszüge: 

👉 Man sollte sich dort aufhalten, wo auch andere Singles unterwegs sein könnten. Das können Geburtstagspartys, Sommerfeste oder auch Bus und Bahn sein.

Ok, wow. Wie viele heißt Flirts hattest du schon in Bus und Bahn? Also ich keinen. 

Weiter heißt es: 

👉 „Stellen Sie sich vor, wie Sie sich fühlen, wenn Sie Ihren Traumpartner kennen gelernt haben. Wie geht es Ihnen dann, wenn Sie in einer Paarbeziehung leben, wie Sie es sich wünschen?“ Es sei hilfreich sich immer wieder vorzustellen, das Ziel erreicht zu haben und zu erspüren, wie es einem damit ginge.

Hilfe. 

Genau solche Sprüche geben Singles doch noch mehr das Gefühl, nicht richtig zu sein. „Noch nicht am Ziel.“ Geht's noch @Kirche!? 

Any Ideas?

Fallen dir weitere Angebote ein, die Kirchengemeinden Singles anbieten könnte? Schreib uns eine E-Mail oder auf Social Media:

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Singles haben keine Langeweile

Laut der oben genannten Studie sind viele Menschen zufrieden mit ihrem Single-Dasein. Sie haben keine Langeweile, wie manche Kirchenmitarbeitenden annehmen und sie im Ehrenamt hemmungslos an den Wochenenden und Feiertagen eintragen.

Im Supermarkt liegen extra kleine Packungen für Singles. Zeitschriften bieten Single-Abos an. Nur in der Kirche predigen viele Pfarrerinnen und Pfarrer oftmals noch das Bild vom glücklichem Ehepaar.

Das hier ist ein Plädoyer für mehr überzeugte Single-Pfarrerinnen und Pfarrer, aber auch ehrenamtliche Singles, die ihre Sichtweise in Leitungsgremien einbringen sollten. Denn viele Menschen, die seit Jahrzenten in einer Beziehung leben, können es sich kaum noch vorstellen, wie es alleine war. 

Warum nicht mal den Laden aufmischen zum Beispiel mit einem Satire-Abend zum Thema Single-Sein. Schließlich nehmen viele Singles ihren „Status“ mit Humor. Ich sehe den Titel schon vor mir: „So antwortest du auf nervige Fragen nach deinem Beziehungsstatus“. Weitere Vorschläge für Single-Angebote sind willkommen! 💌