Anzeige
Anzeige
Weihnachtszeit

Fasten im Advent: So überstehen wir die Zeit ohne Süßigkeiten

Esther und Seba mit einem Stück Apfelstrudel
Aaron Kniese

Wir haben die traditionelle Fastenzeit im Advent wieder aufleben lassen. Lies, welche Erfahrungen unser Team mit dem Fasten gemacht hat.

Esther: Blätterkrokant, Stollen, gebrannte Mandeln, selbstgebackene Plätzchen, feine Schokolade... ich zähle hier nur ein paar meiner Endgegner in diesem Advent auf. Als Seba vorgeschlagen hat, im Advent Süßigkeiten zu fasten, dachte ich: Das sitze ich auf einer Pobacke ab. Aber es ist alles viel schwerer, als ich dachte

Seba: Und mit Kindern daheim wird das nicht leichter. Meine Jungs kommen tatsächlich morgens besser aus dem Bett, weil der erste Gang zur Schokolade im Adventskalender geht. Ich muss mich mit Kaffee über Wasser halten. Hatte ja schon mal einen Advent ohne Süßigkeiten, das geht schon, insgesamt. Ich probiere außerdem Intervallfasten aus seit dem 1. Dezember. Das heißt, ich esse nur von 11-19 Uhr. Damit esse ich momentan sowieso „bewusster“ und es fällt nicht so schwer, sich eben NICHT jeden Keks reinzustopfen, der das Pech hat, meinen Weg zu kreuzen.  

Kandierte Mangostreifen im Glas
Esther Stosch
Die Mangostreifen

Esther: Extrem schwer ist für mich schon einmal die Definition: Was Schokolade enthält: ganz klar eine Süßigkeit. Aus leckerem Teig gebacken? Süßigkeit. Zucker als Zutat? Süßigkeit. Geschwefelte und kandierte Mangostreifen? Süßigkeit! 

Seba: Keine Süßigkeit. 

Esther: Doch, ist schließlich Obst plus Zucker

Seba: Ich hab auch nur einen Mangostreifen gegessen. Ein Kollege hatte die liegenlassen, ich hatte Hunger, mein Kopf meinte irgendwas mit „Ja, schon viel Zucker gell?“, mein Bauch schrie „NEIN, DAS IST OBST!“  

Was denkst du? (Prozente der Umfrage vom 22. Dezember

  • klar eine Süßigkeit: 40 Prozent
  • Grauzone: 23 Prozent
  • Obst ist nie eine Süßigkeit: 37 Prozent

Esther: Hmmm. Die verurteilten Mangos wandern in die Schublade für schlechte Tage. Da wird im Dezember noch vieles landen... 

Bevor die Fastenzeit los gehen soll, stopfe ich beschwingt in mich rein, was ich am Advent sonst liebe: Blätterkrokant, Dominosteine und Lebkuchen. Henkersmahlzeit. Dann kommt die Briefbombe: Eine Freundin hat mir ein Paket geschickt. Darin winzige in Geschenkpapier eingepackte 24 kleine Pakete. „Ich wusste nicht, dass du auf Süßigkeiten verzichtest“, entschuldigt sie sich. Sie schickt mir einen selbstgemachten Adventskalender und entschuldigt sich bei mir? Das ist doch falsch, oder? 

Seba widersteht der Versuchung durch Esther
Aaron Kniese
Natürlich gibt es auch auf unserer Weihnachtsfeier mehrere Desserts...

Welche Vorteile hat Süßigkeiten fasten?

Warum mach ich das eigentlich? Wieso faste ich Süßigkeiten im Advent? Ganz offensichtlich neige ich zum Spielen und Wetten. Außerdem hat es ja auch gesundheitliche Vorteile, wenn ich mir in der sonst so stressigen Vorweihnachtszeit gesündere Gewohnheiten aneignen kann.  

So ein Verzicht bedeutet ja außerdem, dass ich selbstwirksam handeln kann. Und ich habe mehr Geld im Portemonnaie. Ich muss auch eingestehen: Wenn die üblichen zwei bis drei (Vor-)Weihnachtskilos dieses Jahr nicht ansetzen, habe ich nichts dagegen. Wieso machst du das immer wieder, Seba?  

Seba: Meine Gründe sind eine bunte Mischung aus „Mal gucken, ob ich das kann!“ über „Es geht gar nicht nur ums Fressen an Weihnachten!“ bis zu „Ich bin eh zu saftig um die Hüften.“ Außerdem finde ich es immer ganz nett, in Martins und meinem Podcast Pfarrer & Nerd was erzählen zu können, was mit Fasten zu tun hat. Martin fastet Fleisch in diesem Advent, übrigens. Hatte ich letztes Jahr. Ich war mehrfach froh, das dieses Jahr nicht zu machen, und behalte es als Herausforderung für den Advent 2024 im Kopf. 

Esthers selbstgemachter Adventskelander
Esther Stosch
Der selbstgemachte Adventskalender

Esther: Dieses Jahr ist mein Umfeld unglaublich spendabel: Ich bekomme noch mehr selbstgebackene Plätzchen, dann mit Schokolade überzogene Ingwerstäbchen.  

Lustigerweise macht es trotzdem Spaß, die Päckchen aus dem Adventskalender auszupacken. Auch, dass da jetzt selbstgebackene Plätzchen und Schokolade liegen, die mein Mann nicht essen darf, tragen zu meinem Vergnügen bei. Er fastet zwar nicht mit, aber das sind MEINE Geschenke.  

Aber ich habe gecheatet. Nicht auf dem Weihnachtsmarkt oder im Büro, sondern zuhause: Mein Beitrag fürs Geburtstagsbuffet ist ein Kuchen. Aber wie soll ich wissen, ob der Kuchen was taugt? Probieren. Ich mache ein bisschen mehr Teig, damit ich ordentlich abschmecken kann. Ein bisschen? Das ist gelogen, es ist eine ordentliche Portion mehr Teig. Vermutlich hätte ich auch einfach eine der Plätzchen-Tüten essen können... Aber immerhin: Auf der Party gibt es für mich nichts von dem angeblich so göttlichen Tiramisu. Ist das immer so schwer, Seba? 

Selbstgebaute Lebkuchenhäuser
Sebastian Jakobi

Seba: Ich glaube tatsächlich, dass es – wie gesagt – mit Kindern nochmal schwieriger ist. Am Wochenende haben wir Lebkuchenhäuschen gebaut. Das verliert fast 100 Prozent seinen Reiz, wenn man sich nicht nebenher mit der „Deko“ in ein Zuckerkoma fressen kann. Der Weihnachtsmarkt-Besuch mit der Family war ohne gebrannte Mandeln & Co. auch nicht unbedingt witziger (Glühwein habe ich mir erlaubt, aber insgesamt überzeugt mich das Konzept „Weihnachtsmarkt“ eh nicht wirklich).  

Insgesamt fand ich es nicht soooo schwer, um ehrlich zu sein. Klar, es gibt jeden Tag ca. zehn Situationen, in denen ich mir denke: ich äße jetzt, fastete ich nicht! Gleichzeitig schreit das motivierende Engelchen auf meiner Schulter mir ins Ohr: „Es ist schon okay (und auch nicht zu viel verlangt), den Körper mal NICHT bei JEDER Gelegenheit Zucker zuzuführen!“ Oder überhaupt Energie in Form von Essen – da hab ich mich durch das Intervallfasten ja eingeschränkt

Aber hey, keine Regel ohne Ausnahme, kein Fasten ohne... naja, Brechen: zum Beispiel unsere Weihnachtsfeier, da hab ich nach 19 Uhr gegessen. Und als Nachtisch gab es Apfelstrudel mit Vanillesoße. Mehrere Mit-Esser (darunter mindestens ein Pfarrer) haben bestätigt: Dass ist KEINE Süßigkeit.

Esther: Doch!

Seba: Haha! Zur „Strafe“ war der Strudel dafür aber auch nicht besonders gut. 

Süße Getränke sind keine Süßigkeiten 

Esther: Auf dem Weihnachtsmarkt widerstehe ich überraschend gut Crepe-Stand und Co. Gut, dass mein Standard-Snack heiße Maronen sind... Außerdem zähle ich Glühwein nicht zu Süßigkeiten. Ist zwar süß, aber mein Fasten, meine Regeln: Süße Getränke sind keine Süßigkeit.  

Zugegeben, meine Laune sinkt. Normalerweise esse ich nicht viel Süßes, dachte ich. Doch das ständige Ablehnen macht mir so gar keinen Spaß. Schon wieder knistert in meinen Händen eine Tüte mit Selbstgebackenem. „Dankeschööön, aber ich esse keine Süßigkeiten im Advent.“ 😒 Ich erkenne mindestens acht Sorten.  

Inzwischen verteile ich den Inhalt umgehend an Menschen in meinem Umfeld. Aber kaum steckt sich jemand eines MEINER Plätzchen in den Mund, spüre ich Neid. Ausgerechnet das, das am Leckersten aussah, hat sie sich rausgefischt... Durchatmen. „Die anderen schmecken nach Weihnachten auch noch toll“, denke ich und weiß, dass ich mich belüge.  

Seba nimmt Esther das Süße weg
Aaron Kniese
Bei der Weihnachtsfeier hilft Seba Esther dabei, zu widerstehen.

Seba: Immerhin komme ich durch meine selbst auferlegte Süßigkeiten-Allergie mit Menschen darüber ins Gespräch. Von wegen, dass der Advent mal ne Fastenzeit war, was Weihnachten für sie bedeutet und so weiter. Besonders deep sind die Unterhaltungen nicht unbedingt, aber als Eisbrecher kann ich „Süßes fasten“ nur empfehlen 😉. 

Esther: Es ist unglaublich, wie viele süßen Verführungen im Dezember lauern. Apfel statt Schokolade? Klappt nur bedingt. Chips anstelle von Plätzchen? Gesünder ist das auch nicht. Nüsse anstelle von Popcorn? Phhhh... das ist alles so semi-befriedigend

Ich dachte, ich habe diese Adventszeit gut vorbereitet. Kein Date zum Plätzchenbacken ausgemacht. Im Supermarkt gehe ich in einem großen Bogen um die Süßigkeiten. Die Geschenke wandern umgehend in Schränke und Schubladen: Aus den Augen aus dem Sinn. Aber auf einer Pobacke absitzen? Ich habe zu hochgestapelt.  

Zu verlockend sind die süßen Sünden. Meine Gedanken kreisen um die verbotenen Naschereien. Unwiderstehlich rascheln die Verpackungen in meinen Ohren. Nur noch wenige Tage bis Heiligabend, aber wozu sich selbst kasteien? Da faste ich lieber „richtig“. 

Schon wieder liegt da was auf dem Schreibtisch. Ab in die Schublade. Die Vorräte sind jetzt gut gefüllt. Da fällt es doch gar nicht auf, wenn ich aus dem einen Beutel... Zusammenreißen jetzt! Gewonnen habe ich auf jeden Fall. Zumindest an Erfahrung 😅.

Hast du auch solche Erfahrungen schon mal gemacht? Teile sie uns auf unseren Social-Media-Kanälen: 

Instagram

Facebook

Seba: Dass ich in den Advents-Wochen nicht unbedingt abgenommen habe, verbuche ich als Erfolg. Vermutlich hätte ich ohne Fasten mehr auf der Waage. Und: Ich hab' mir vorgenommen, auch NACH dem 24. Dezember das Thema Essen/Süßigkeiten „achtsamer“ anzugehen. Ich werde sehen, wie das klappt (an der Waage).  

Unschlüssig bin ich beim Intervallfasten. Klar wäre es gesünder, abends keine Süßigkeiten mehr zu essen – JEDEN Tag. Eine Idee ist, das unter der Woche halt nicht mehr zu tun. Und am Wochenende dann alle Zurückhaltung fahren zu lassen wie einen Lokführer. 

Ach, eine Sache noch... genau wie bei meinen letzten Advent-Fasten-Aktionen kann ich wieder nicht sagen, dass meine Vorweihnachtszeit durch das Fasten jetzt wahnsinnig anders/andächtiger geworden wäre. Das war mir also eigentlich schon vorher klar. Trotzdem würde/werde ich es wieder tun, weil: ganz so schwer war die Challenge jetzt nicht 😊.